Cäsarismus

Cäsarismus ist ein Mitte des 19. Jahrhunderts entstandener Begriff für eine Gesellschafts- und Regierungsform, die im Wesentlichen auf der Herrschaft einer charismatischen Einzelperson beruht, die hierzu nicht durch Erbfolge (Monarchie) oder eine andere verfassungsmäßige Einsetzung legitimiert ist.

Auguste Romieu beschrieb in seiner 1850 erschienenen Schrift L'Ère des Césars Gewalt und Dezisionismus als Prinzipien einer cäsaristischen Herrschaft. Durch Theodor Mommsen und Jacob Burckhardt wurde der Begriff als Schlagwort in der innerdeutschen politischen Debatte eingeführt.

Ungeachtet einiger formaler Gemeinsamkeiten zur Diktatur Julius Cäsars handelt es sich beim Cäsarismus um ein politisches Phänomen der Moderne. Karl Marx und Alexis de Tocqueville beschrieben den Cäsarismus aufgrund seines Auftretens in Frankreich unter Napoleon III. als Bonapartismus. Die autoritäre Regierungsform sollte eine vom nachrevolutionären Bürgertum befürchtete proletarische Revolution verhindern und gilt als Vorläufer des Boulangismus in Frankreich, welcher wiederum den Faschismus antizipierte.

Die europaweite Cäsarismus-Debatte in den 1850er Jahren fand ihren Niederschlag unter anderem in den Schriften John Stuart Mills und Friedrich Nietzsches und noch im 20. Jahrhundert in Oswald Spenglers und Antonio Gramscis Werk.

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