Ostsyrischer Ritus
Der Ostsyrische Ritus, auch Chaldäischer Ritus (oder Persian Rite nach Frank Edward Brightman) genannt, ist der christliche Gottesdienst des altkirchlichen mesopotamisch-persischen Katholikats Seleukia-Ktesiphon und seiner Nachfolgekirchen, nämlich: (a) Assyrische Kirche des Ostens, (b) Chaldäisch-katholische Kirche und (c) Syro-malabarische Kirche.
In der Frühzeit richtete sich das Christentum dieser Region gottesdienstlich wohl nach dem Vorbild der Kirche von Edessa aus. Prägende Zentren der eigenen liturgiegeschichtlichen Entwicklung waren die Kathedrale des Katholikos von Seleukia-Ktesiphon, genannt Kokhe, und das „Obere Kloster“ bei Mossul. Die ältesten erhaltenen Urkunden des Ritus sind die Fragantworten des Katholikos Ischo'jabh I. (581–595) und das Fragment eines sonst unbekannten Eucharistiegebetes im Codex Brit. Libr. add. 14669 (6. Jh.). Ihre wesentliche Gestaltung erfuhr die ostsyrische Liturgie unter Katholikos Ischo'jabh III. (647–658). Eigenbezeichnungen des kathedralen Typs des ostsyrischen Gottesdienstes sind: „Brauch der Kirche von Kokhe“, „Brauch von Māḥōzē“, Langfassung: „Brauch der Kirche von Kokhe in Māḥōzayē, das ist Seleukia-Ktesiphon von Bēh Ardāšir, Königsstadt und Sitz des Katholikos im Osten“.
Vorhanden ist eine reiche Literatur einheimischer Theologen zu liturgischen Themen: Narsai von Nisibis († 503),; Gabriel von Qatar (frühes 7. Jahrhundert), Pseudo-Georgios von Arbela, wohl identisch mit Metropolit ʿAbdīšōʿ bar Bahrīz von Mosul (1. Hälfte 9. Jh.), Emmanuel bar Shahhare (10. Jh.), Katholikos Mar Ischo'jahb IV. (1020–1025), Yohannan bar Zoʽbi († 1233?) und Katholikos Timotheos II. (1318–1328/32).