Chester-Beatty Akbar-nāma

Das Chester-Beatty Akbar-nāma oder Zweite Akbar-nāma ist eine illustrierte Handschrift des Akbar-nāma, also der von Abu 'l-Fazl verfassten Dynastie- und Regierungsgeschichte des Mogulherrschers Akbar. Das Manuskript wurde um 1600 am Mogulhof in Agra angefertigt. Der größere Teil der Handschrift, nämlich der zweite Band und ein Teil des dritten Bandes mit insgesamt 61 Miniaturen, werden in der Chester Beatty Library in Dublin unter der Signatur Ms In 0.3 verwahrt. Daher rührt der Name Chester-Beatty Akbar-nāma. Der erste Band des Manuskriptes befindet sich in der British Library unter der Signatur Ms. Or. 12988 und enthält 39 Illustrationen. Die Handschrift ist unvollendet und reicht nur bis zum Jahre 1579. Es ist nicht bekannt, ob der Rest des Buches verlorengegangen ist oder ob es überhaupt jemals fertiggestellt wurde. Das Chester-Beatty Akbar-nāma wird auch als Zweites Akbar-nāma bezeichnet, weil es später entstanden ist als das Erste oder Victoria-and-Albert-Akbar-nāma.

Der am Mogulhof hoch geschätzte Kalligraph Muhammad Husain Kaschmīrī, der von Akbar mit dem Titel Zarrīn Qalam (persisch für „Goldener Stift“) ausgezeichnet worden war, hat das Werk kopiert. Das verzierte Kopfstück auf Folio 1v und die Illuminationen auf dem Rand derselben Seite stammen von Ustad Mansur. Etwa 25 Maler waren an der Illustration beteiligt, von denen neben Mansur auch Laʿl, Sur Das und Dharm Das bereits aus früheren Handschriften bekannt sind. Eine neue Generation von Künstlern, zu denen Manohar, Govardhan und Daulat gehören, sie alle Söhne von Malern des Mogulateliers, treten in dieser Handschrift sehr deutlich neben die alten Meister.

Das Chester-Beatty Akbar-nāma ist die letzte historische Handschrift aus Akbars Regierungszeit. Es vereinigt in sich verschiedene Malstile, die einerseits aus den exquisiten Manuskripten der späten 1590er Jahre bekannt sind, andererseits aber schon Merkmale der frühen Jahangir-Zeit tragen. Das Zweite Akbar-nāma steht also gleichsam auf der Schwelle zu einer neuen Ästhetik in der Mogulmalerei. Es bildet überdies einen Kulminationspunkt in dem langjährigen Bestreben der Künstler, die dargestellten Personen zu porträtieren und dadurch zugleich stärker zu individualisieren.

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts sind die beiden Bände des Zweiten Akbar-nāma nach Europa gelangt. In Paris hat der berüchtigte Kunsthändler George Demotte mit dem Ziel der Gewinnmaximierung zahlreiche Bilder aus den Bänden herausgelöst und einzeln verkauft. Einige davon hat er außerdem aus ihren Folios herausgeschnitten und auf Dekorrahmen aus dem Farhang-i Jahāngīrī, einem Mogul-Lexikon von 1608, geklebt, um damit die Attraktivität der Bilder zu steigern. Diese Seiten finden sich heute in Sammlungen auf der ganzen Welt.

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