Chuch’e-Ideologie
Die Chuch’e-Ideologie (koreanisch 주체 Chuch’e, deutsch „Subjekt“; oft unübersetzt gelassen oder als ‚Selbstständigkeit‘ oder ‚Autarkie‘ (englisch self-reliance) übersetzt; Aussprache in IPA: [ ], englisch Juche), meist Dschutsche-Ideologie geschrieben, ist eine politische Ideologie, die unter dem ersten Präsidenten Nordkoreas, Kim Il-sung, entstanden ist. Sie ist dort Bestandteil des Personenkults um die herrschende Kim-Familie.
Koreanische Schreibweise | |
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Koreanisches Alphabet: | 주체사상 |
Hanja: | 主體思想 |
Revidierte Romanisierung: | Juche sasang |
McCune-Reischauer: | Chuch’e sasang |
Chuch'e soll die historisch-materialistischen Vorstellungen des (sowjetischen) Marxismus-Leninismus mit einer stärkeren Betonung des Individuums, des Nationalstaats und der Souveränität, vereinen. Chuch'e postuliert, dass ein Land wächst und gedeiht, wenn es durch politische, wirtschaftliche und militärische Unabhängigkeit eigenständig wurde. (siehe auch Autarkie)
Als sich abzeichnete, dass der Sohn Kim Il-sungs, Kim Jong-il, Nachfolger seines Vaters im Amt des Präsidenten werden würde, wurde Loyalität zum Führer zunehmend ein grundsätzlicher Teil von Chuch'e. In den sogenannten, 1974 erstmals veröffentlichten Prinzipien für die Errichtung eines monolithischen ideologischen Systems wurden die Nordkoreaner in zehn „Prinzipien“ und 65 Klauseln zu absoluter Loyalität und Gehorsam gegenüber der Kim-Familie verpflichtet und der Personenkult gefestigt.
Chuch’e war ursprünglich als Variante des Marxismus-Leninismus wahrgenommen worden, bis Kim Jong-il die Theorie in den 1970er-Jahren als eigenständige Ideologie erklärte. Kim Jong-il überarbeitete die Ideologie in den 1980ern und 1990ern und löste sie von der Verbindung mit dem Marxismus-Leninismus. Im April 1992 schließlich, kurz nach der Erklärung von Alma-Ata zum Abschluss der Auflösung der UdSSR, ersetzte Chuch'e den klassischen Marxismus-Leninismus als Weltanschauung in der Verfassung Nordkoreas vollständig. Außerdem wurde von ihm neben der Chuch’e-Ideologie auch die Songun-Politik als Leitideologie etabliert, die seit 2009 in der nordkoreanischen Verfassung an erster Stelle genannt wurde. In der Verfassung von 2013 steht wieder die Chuch’e-Ideologie an erster Stelle.