Cinéma vérité

Cinéma vérité (franz. cinéma-vérité etwa „Wahrheitskino“) bezeichnet zum einen eine historische Epoche des (v. a. französischen) Dokumentarfilms der 1960er Jahre, zum anderen eine metahistorische Herangehensweise an das dokumentarische Filmen, die sich bis in die heutige Zeit fortsetzt. Kennzeichen des historischen Cinéma vérité sind die direkte Interaktion zwischen Filmemacher und Gefilmtem, damit auch eine hohe Bedeutung der filmischen Selbstreflexivität und die Provokation gegenüber dem Sujet.

Wenngleich der Begriff des Cinéma vérité erstmals vom Filmhistoriker Georges Sadoul erwähnt wird, erfährt er jedoch erst als Untertitel des Dokumentarfilms Chronique d'un été von Jean Rouch und Edgar Morin (1961) eine größere Bekanntheit. Hier verbinden sich dokumentarische Ansätze der Kino-Prawda Vertovs aus den zwanziger Jahren mit den ethnologischen Untersuchungen von Jean Rouch. Nicht zuletzt die Entwicklung des tragbaren Nagra-Tongerätes führte zu einem freieren Umgang mit dem Medium Film. Lichtempfindliches Filmmaterial, der Verzicht auf zusätzliche Beleuchtung und eine kleine Crew sorgten zusätzlich dafür, die Dokumentarfilme des Cinéma vérité möglichst nahe an die Alltags-Realität und die ‚Wahrheit‘ heranzuführen.

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