Codex Brandis

Der Codex Brandis ist eine der wertvollsten ikonographischen Quellen zur historischen Burgenkunde Tirols. Das Skizzen-Album, im handlichen Format von 22,0 cm × 16,6 cm, umfasst 105 Blätter mit insgesamt mehr als 120 Zeichnungen von Burgen und befestigten Städten der gefürsteten Grafschaft Tirol. Die Handschrift stammt aus dem Archiv der Familie Brandis und wurde vom Südtiroler Landesarchiv erworben. Sie entstand im frühen 17. Jahrhundert, vermutlich im Zeitraum zwischen 1607 und 1629.

Die strategische Bedeutung des Passlandes im zentralen Alpengebiet, im Einzugsgebiet der beiden Flüsse Etsch und Inn, war seit der Trassierung der römischen Heeresstraße Via Claudia Augusta (um 15. n. Chr., von der nördlichen Poebene bis zur Donau) evident. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde die alte Grafschaft Tirol zu einer der wichtigsten Kontaktzonen im Herzen Europas: Hier entwickelte sich eine der Hauptrouten über die Alpen zwischen Nordeuropa und dem mediterranen Raum, mit einem dichten Handelsnetz zwischen Nord und Süd; von ebenso großer Bedeutung war die Querverbindung von Ost nach West, d. h. die südlich des Alpenhauptkammes verlaufende Strecke vom Donauraum um Wien in die westliche Poebene um Mailand. Auch als militärischem Durchzugsgebiet kam dem „Land an der Etsch und im Gebirge“ eine Schlüsselrolle zu. Das bedingte eine kapillare Herrschaft über das Territorium: Hunderte von Wachtürmen, Burgen und Festungen wurden erbaut, um die Verkehrswege zu kontrollieren, die Warenströme zu sichern und allfällige Truppenbewegungen zu überwachen. Bis heute ist das historische Tirol die burgenreichste Gegend Europas.

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