Vanguardia
Als Vanguardia wird die lateinamerikanische Variante der Avantgarde bezeichnet. Diese literarische Strömung erreichte den südamerikanischen Kontinent in den 1920er Jahren. Andere Bezeichnungen sind arte nuevo oder arte deshumanizado, wobei Letzteres nicht abwertend gemeint ist. Die Vanguardia basiert auf der Idee eines sich von Europa loslösenden Modernisierungsprozesses, wobei unter anderem eine Berufung auf autochthone Belange erfolgt. Sie bricht mit bisherigen Strömungen und zeichnet sich durch neue Inhalte und auch Schreibweisen aus. Grenzen der Grammatik, Morphologie, Semantik und Rhythmen werden bewusst überschritten, Sprache wird teils neu erfunden, einschließlich neuer Wörter. Angst, Zeitlichkeit, die Rolle des Subjekts werden neu hinterfragt und schockierende, teils auch absurde Elemente treten auf. Die Strömung ist nicht homogen, einige Vertreter unterscheiden sich drastisch voneinander. Exemplarische Vertreter sind Pablo Neruda, Vicente Huidobro, César Vallejo, Jorge Luis Borges und Octavio Paz.