Crowding (Sehen)
Crowding, oder der Crowding-Effekt, bezeichnet das perzeptuelle Phänomen, dass das visuelle Erkennen einer Form durch das Vorhandensein benachbarter Formen erschwert wird. Umgekehrt sind räumlich isolierte Formen oder Objekte besser zu erkennen. Crowding ist im peripheren Sehen besonders ausgeprägt, aber auch im zentralen Sehen wirksam. Das Ausmaß ist dabei (anders als bei der Sehschärfe) von der Größe der Formen weitgehend unabhängig und im Wesentlichen vom Abstand der benachbarten Formen bestimmt. Lange Zeit hat man angenommen, dass Crowding vor allem ein Phänomen des peripheren Sehens sei. Inzwischen ist klar, dass es überall im Gesichtsfeld von bestimmender Bedeutung ist und als Limitierung in der Regel bedeutender als die (nach außen im Gesichtsfeld abnehmende) Sehschärfe ist. Im zentralen (fovealen) Sehen ist es sogar insofern besonders wichtig, als es die entscheidende Limitierung beim Lesen darstellt.
Das Crowding-Phänomen ist in der Amblyopie besonders ausgeprägt und wurde in diesem Zusammenhang zuerst genannt und quantitativ untersucht. Auch Kinder bis zum Alter von etwa 8 Jahren haben einen stärkeren Crowding-Effekt, und dies stellt möglicherweise den Grund dar, warum Kinderbücher größere Schrift benötigen.
Die neuronalen Mechanismen des Sehsystems, die Crowding unterliegen, finden sich nicht in der Netzhaut des Auges, sondern in der Sehrinde des Gehirns (visueller Kortex). Verwandte Phänomene sind laterale Maskierung, laterale Inhibition, laterale Interferenz und Konturinteraktion, denen aber vermutlich andere Mechanismen unterliegen.