Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann ist eine 1974 erschienene Erzählung von Heinrich Böll, die sich kritisch mit den Praktiken der Boulevardpresse auseinandersetzt. Ein Vorabdruck mit Illustrationen des Berliner Grafikers Klaus Vogelgesang erschien ab 29. Juli 1974 im Wochenmagazin Der Spiegel. Gegen die Veröffentlichung der Illustrationen ging der Springer-Verlag gerichtlich vor.

Böll beschreibt in der Erzählung, wie eine bisher unbescholtene Frau, Katharina Blum, wegen ihrer Freundschaft zu einem Straftäter Opfer der Sensationsgier der Boulevardpresse wird. Insbesondere geht es um die menschenverachtende Berichterstattung eines Blattes, das immer nur die ZEITUNG genannt wird. In einer Vorbemerkung erläutert Böll dazu:

„Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.“

Die ZEITUNG verunglimpft die Protagonistin über einen längeren Zeitraum mehrfach und in verschiedenen Varianten als eiskalte, berechnende „Terroristenbraut“ und stellt sie damit vor ihrem gesamten Umfeld bloß. In der Folge erhält Katharina Blum zudem eine Vielzahl von obszönen, hasserfüllten und beleidigenden anonymen Anrufen und Briefen. Als infolge der Ereignisse ihre schwerkranke Mutter stirbt, tötet sie schließlich aus Wut und Verzweiflung den verantwortlichen Reporter.

In einem später verfassten Nachwort bezeichnete Heinrich Böll seine Erzählung selbst als ein Pamphlet, das auf die seiner Meinung nach negative, konfliktverstärkende Rolle des Sensationsjournalismus im Zusammenhang mit dem Terrorismus der Rote Armee Fraktion hinweisen sollte. Böll sah sich selbst wegen früherer, missverstandener oder bewusst missinterpretierter Publikationen als Opfer einer Medienkampagne, die ihn als „Sympathisant“ von Terroristen darstellte.

Mit weltweit 2,7 Millionen verkauften Exemplaren bis 2017 ist die Erzählung Bölls meistverkaufte Prosaarbeit.

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