Reichenbachfäden

Als Reichenbachfäden, Reichenbach’sche Distanzfäden, auch Distanzfäden oder Distanzstriche, werden zwei parallele, meist horizontale Striche im Fadennetz eines Zielfernrohrs bezeichnet, die in Verbindung mit einer Messlatte zur genäherten optischen Entfernungsmessung dienen. Sie wurden um 1800 erstmals vom Geodäten und Feinmechaniker Georg Reichenbach in einen Theodoliten eingebaut. Diese Fadenmarkierungen werden auch in den Zielfernrohren von Nivelliergeräten und Schusswaffen verwendet.

Wenn die zwei Striche (früher Spinnfäden) im gegenseitigen Winkelabstand w = 34,38 Bogenminuten angebracht sind (tan w = 0,01), dann entspricht der auf der Messlatte (zum Beispiel eine Nivellierlatte) in Zentimetern abgelesene Abschnitt genau der Entfernung in Metern. Bei geübten Beobachtern beträgt die Genauigkeit etwa 0,1 Prozent der Entfernung. Wird statt einer horizontalen eine Schrägdistanz gemessen, ist noch der Höhenwinkel zu berücksichtigen.

Im Fadennetz der meisten Theodolite ist noch ein zweites Paar von Reichenbachfäden (senkrecht) angebracht, um auch auf eine allfällige horizontale Messbasis zur Streckenmessung verwenden zu können.

Eine Anwendung auch für geneigte Visuren erlaubt der um 1810 entwickelte Reichenbach-Distanzmesser. Das Theodolit-ähnliche Instrument erlaubt die genaue Messung des Höhenwinkels und wurde im Mathematisch-Feinmechanischen Institut von Reichenbach und Josef Fraunhofer entwickelt. Ab etwa 1820 wurde es von "Utzschneider und Fraunhofer in München" produziert.

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