Dolchstoßlegende

Die Dolchstoßlegende (auch Dolchstoßlüge) war eine von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie, andere demokratische Politiker und das „bolschewistische Judentum“ abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten. Antisemiten verknüpften „innere“ und „äußere Reichsfeinde“ dabei zusätzlich mit dem Trugbild vom „internationalen Judentum“.

Die Lüge vom „Dolchstoß“ gilt in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand vom Krieg wurde sie zu einem zentralen Propagandainstrument monarchistischer, deutschnationaler, völkischer und anderer rechtsextremer Gruppen und Parteien, die gegen die Ergebnisse der Novemberrevolution, gegen Demokratie und Republik agitierten. Insbesondere sollten damit die Verfassung und die Regierungen der Weimarer Republik, linke Parteien und Juden diskreditiert und der als „Schanddiktat“ bezeichnete Versailler Vertrag delegitimiert werden. Die Nationalsozialisten etwa sprachen von demokratischen Politikern stets als „Novemberverbrecher“.

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