Domstift Ratzeburg
Das Domkapitel Ratzeburg (gelegentlich auch als Domstift Ratzeburg bezeichnet) war ein kirchliches Verwaltungsorgan im Bistum Ratzeburg, das mit administrativen und liturgischen Rechten und Aufgaben betraut war und bis zum Jahr 1683 bestand.
Das Bistum und das Domkapitel wurden 1154 von Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen, höchstwahrscheinlich als Tochtergründung des Magdeburger Domkapitels Unser Lieben Frauen gegründet. Nach Abdankung Christophs von der Schulenburg am 5. Oktober 1554, dem letzten katholischen Bischof Ratzeburgs, blieb das Domkapitel dem alten Glauben zunächst formell treu, führte allerdings im Jahr 1566 in Dom und Hochstift die Augsburgische Konfession ein. 1648, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, wurde das Domkapitel durch den Osnabrücker Frieden aufgehoben, bestand institutionell eingeschränkt aber noch bis zum Tod des letzten Domherren im Jahr 1683 weiter.
Kathedralkirche und Dombezirk befinden sich nahe der Altstadt Ratzeburgs, sind geographisch jedoch von dieser getrennt und liegen im Ratzeburger See auf einer Insel, die über zwei Fährdämme, früher Holzbrücken, mit dem Rest der Stadt verbunden ist.
Anders als die meisten anderen Domkapitel, hat das Domkapitel Ratzeburg nicht nur ein Patrozinium, sondern zwei, die heilige Maria und den heiligen Johannes Evangelist. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass das Domkapitel ursprünglich in St. Georg auf dem Berge saß, allerdings bereits gegen 1158 nach Ratzeburg in die Domkirche umzog und mit dem neuen Kirchenbau ein weiteres Patrozinium übernahm.