Dschābir ibn Hayyān

Dschābir ibn Hayyān (arabisch جابر بن حيان, DMG Ǧābir b. Ḥayyān; latinisiert Geber; auch Jeber und Yeber) war ein in Arabisch schreibender Autor wissenschaftlicher Schriften, der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gewirkt haben soll. Als Schüler des sechsten Imams Dschaʿfar as-Sādiq soll Dschābir einer hermetischen Schule vorgestanden und ein umfangreiches Werk naturphilosophisch-alchemistischer und medizinischer Schriften hinterlassen haben.

Er wird zuerst in den Aufzeichnungen des Hauptes eines Gelehrtenkreises in Bagdad Abu Sulaiman al-Mantiqi as-Sidschistani (gestorben um 981) erwähnt. Damals war schon ein umfangreicher Korpus seiner Schriften bekannt und Abu Sulaiman bestritt seine Autorschaft und schrieb sie stattdessen einem gewissen al-Hasan ibn al-Nakad aus Mosul zu. Kurz nach dem Tod von Abu Sulaiman widersprach der schiitische Gelehrte Ibn an-Nadīm in seinem Fihrist von 987 den Zweifeln an der Existenz von Dschabir und identifizierte Dschafar, den Dschabir als seinen Lehrer bezeichnete, mit dem sechsten schiitischen Imam Dschaʿfar as-Sādiq und widersprach der Identifizierung mit dem Wesir von Harun ar-Raschid aus der Familie der Barmakiden Dschaʿfar ibn Yahya (gestorben 803). Je nachdem, welchen der beiden Dschafar man nimmt, fällt die Lebenszeit von Dschabir in das 8. oder den Beginn des 9. Jahrhunderts. Nach Eric John Holmyard, der 1928 Schriften von Dschabir herausgab, war dessen Vater ein Apotheker namens Hayyan in Kufa und Dschabir wurde als schiitischer Agent Anfang des 8. Jahrhunderts nach Chorasan gesandt. Der Umfang der erhaltenen Schriften veranlasste dagegen Paul Kraus zu der Schlussfolgerung, dass sie das Produkt von einer ganzen Schule von Wissenschaftlern seien. Nach Kraus verraten sie Kenntnis der Übersetzungen aus dem Griechischen der Schule von Hunain ibn Ishāq aus dem 9. Jahrhundert und enthalten Bezüge zur Muʿtazila-Strömung, so dass sie erst im 10. Jahrhundert entstanden. Nach Kraus werden die Schriften zuerst bei Ibn Wahschiyya und Ibn Umail im 10. Jahrhundert erwähnt und zeigen ähnliche ismailitische Einflüsse wie die Brüder der Reinheit, was die Einordnung ins 10. Jahrhundert weiter unterstützt.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.