Dschāhilīya
Dschāhilīya – auch Dschahili(y)ya geschrieben – (arabisch جاهلية, DMG ǧāhilīya) ist ein arabischer Begriff aus dem Vokabular des Korans, der im allgemeinen Sprachgebrauch die Zeit des altarabischen Heidentums vor dem Islam bezeichnet, dessen genaue Bedeutung allerdings unklar ist. Das davon abgeleitete Attribut lautet dschāhilī (جاهلي / ǧāhilī); dementsprechend wird zum Beispiel in der arabischen Literaturgeschichtsschreibung die Dichtung (schiʿr) der vorislamischen Araber schiʿr dschāhilī (شعر جاهلي / šiʿr ǧāhilī) genannt. In der salafitischen Denktradition, die sich an den Schriften des hanbalitischen Gelehrten Ibn Taimīya orientiert, bezeichnet der Begriff dagegen keine Zeitperiode, sondern einen Zustand, der zu jeder Zeit eintreten könne, wenn eine Gesellschaft vom Islam abweicht.
Rein grammatikalisch betrachtet bildet das Wort Dschāhilīya ein Abstrakt-Substantiv zu dem Partizip Aktiv dschāhil (جاهل / ǧāhil). Dieses gehört wiederum zu der arabischen Wortwurzel dsch-h-l. Das gleichfalls zu dieser Wurzel gehörende Substantiv dschahl hat im modernen Arabisch die Bedeutung von „Unwissenheit, Ignoranz, Torheit“.