Dualismus (Musiktheorie)
Dualismus, auch harmonischer Dualismus, bezeichnet in der Musiktheorie die Ansicht, wonach der Dur- und der Moll-Dreiklang gleichrangige Kategorien sind. Demgegenüber vertreten sog. „monistische“ Theorien eine Vorrangstellung des Durdreiklangs, von dem der Molldreiklang eine Ableitung sei, etwa durch „Trübung“ der Terz des Durdreiklangs.
Geprägt wurde der Begriff von Arthur von Oettingen, der „für das Harmoniesystem eine [...] duale, d. h. zweifältig-gegensätzliche Form der Entwickelung, die in einem symmetrischen Bau aller Tongebilde und Klangfolgen sich kund thut“ gegeben sah. Demnach entstammen der Dur- und der Molldreiklang Prozessen, die einander entgegengesetzt sind. Dies begründet ihre Auffassung als Strukturen, die sich symmetrisch zueinander verhalten.
Als wichtige Vertreter dualistischer Theorien gelten neben Oettingen auch Moritz Hauptmann, Hugo Riemann und Sigfrid Karg-Elert. Seit 1950 sind deren Ansätze in der deutschsprachigen Musiktheorie nur noch vereinzelt weiterverfolgt worden, u. a. von Martin Vogel. In der amerikanischen Musiktheorie hingegen gibt es in jüngerer Zeit ein verstärktes Interesse an dieser Tradition.