Erzähltheorie

Die Erzähltheorie oder Erzählforschung ist ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, in dem eine systematische Beschreibung der Darstellungsform eines Erzähltextes angestrebt wird.

Die englische Bezeichnung lautet „narratology“, die französische „narratologie“. Deshalb taucht auch im Deutschen der Begriff Narratologie auf. Die Bezeichnung „Narrativik“ hat sich dagegen nicht allgemein durchgesetzt. Allerdings wird die Erzähltheorie oft nur als Teilgebiet einer weiter gefassten Narratologie angesehen, die darüber hinaus die Geschichte des Erzählens, insbesondere die Gattungsgeschichte der erzählenden Prosa, sowie Anwendungsaspekte in Form der konkreten Erzähltextanalyse umfasst.

Gegenstand der Erzähltheorie ist jede Art erzählender Texte – von der erzählenden Literatur (Epik) über Geschichtsschreibung bis hin zu Interviews, Zeitungsartikeln, Spielfilmen, Fotos oder Witzen. Fächer, in denen die Erzähltheorie eine wichtige Rolle spielt, sind Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Soziologie.

Nach Monika Fludernik (2006) sei die Erzähltheorie der Versuch, die „typischen Konstanten, Variablen und Kombinationen des Erzählens“ zu beschreiben sowie „innerhalb von theoretischen Modellen die Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften narrativer Texte zu klären.“

Der Kommunikationswissenschaftler Harold Dwight Lasswell entwarf im Jahre 1948 ein Modell, die „Lasswellsche-Formel“ (englisch Lasswell's model of communication or Lasswell's communication model), das danach fragte: Wer sagt was, in welchem Kanal, zu wem mit welchem Effekt? (englisch Who says what in which channel to whom with what effect?). Ein Ansatz, der sich sowohl auf die verbale als auch auf die nonverbale Kommunikation bezieht. Fix (2008) entwickelte auf der Basis des Lasswellschen Ansatzes eine Zuordnung zu sechs Aspekten der Schreibkompetenz, die er als „interdependente Fragen im Schreibprozess“ bezeichnete:

  • Selbsteinschätzung (wer),
  • Schreibanlass (warum),
  • Zielbestimmung (wozu),
  • Adressateneinschätzung (für wen),
  • Textgegenstand (was),
  • konkrete sprachliche Mittel (auf welche Weise)

Hingegen spezifiziert die Erzähltheorie genauer das Who says what (…), indem sie die versprachlichten Geschehen, die Art des Erzählens, der Perspektive, der Frage, ob die Geschehen faktuale oder fiktionale sind, differenziert und untersucht.

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