Fall Gil Ofarim
Im Fall Gil Ofarim geht es um den Vorwurf, der jüdische Sänger Gil Ofarim habe im Oktober 2021 einen Hotelmitarbeiter verleumdet. Gil Ofarim hatte sich im Hotel The Westin in Leipzig ungerecht behandelt gefühlt und ein Video veröffentlicht, in dem er dem Mitarbeiter vorwarf, sich antisemitisch geäußert zu haben. Teile der Bevölkerung solidarisierten sich daraufhin mit Ofarim, während der Mitarbeiter die Vorwürfe abstritt.
Zweifel an Ofarims Darstellung kamen noch im selben Monat auf, als Aufnahmen von Überwachungskameras untersucht wurden. Ofarim hatte behauptet, wegen seiner Kette mit einem Davidstern kein Zimmer bekommen zu haben. Die Kette war auf den Aufnahmen allerdings nicht zu sehen.
Schließlich kam es zu einem Prozess vor dem Landgericht Leipzig, da mittlerweile der Hotelmitarbeiter Anzeige gegen Ofarim erstattet hatte. Ofarim wurden Verleumdung und falsche Behauptungen vorgeworfen. Am sechsten Prozesstag (28. November 2023) sagte er, dass seine Behauptungen nicht der Wahrheit entsprachen und dass er sich entschuldige. Das Verfahren wurde gegen eine Auflage eingestellt.
Ofarims Beschuldigung sowie der Verlauf des Skandals lösten in der deutschen Öffentlichkeit weite Anteilnahme aus. Thematisiert wurde die Frage, ob und auf welche Weise die Zivilgesellschaft Solidarität gegen behauptete Diskriminierung zeigen solle und wie man Vorverurteilungen vermeidet, die in den sozialen Medien eine unkontrollierbare Dynamik entfalten können. Der Hotelmitarbeiter litt unter der Anschuldigung und ihren Folgen erheblich.