Fall Munch
Der Fall Munch (auch Munch-Affäre oder Munch-Skandal, norwegisch Affæren Munch) spielte eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Moderne der Bildenden Künste in Deutschland. „Kaum ein anderes Kunstereignis der Kaiserzeit wurde in den Feuilletons so leidenschaftlich diskutiert wie der Fall Munch.“ Der junge norwegische Maler Edvard Munch hatte noch keine Käufer für seine Bilder gefunden, als ihn 1892 der Verein Berliner Künstler zu einer großen Einzelausstellung einlud. Munchs erste Ausstellung in Berlin fand im „Architektenhaus“ in der Wilhelmstraße 92 statt. Sie wurde mit 55 Bildern am 5. November 1892 eröffnet und endete mit einem grausigen „succès de scandal“.
Die Munch-Ausstellung verursachte den größten Skandal, den die Kunstwelt in Deutschland bis dahin erlebt hatte. Das Publikum und die älteren Maler fassten Munchs Bilder als anarchistische Provokation auf, und die Ausstellung wurde auf Betreiben Anton von Werners, des Direktors der Königlichen Hochschule der bildenden Künste, schon am 12. November 1892 im Protest geschlossen. Doch mit den Attacken gegen die Munch-Ausstellung in der konservativen Öffentlichkeit fing man in Berlin „endlich an, sich auf die neueren internationalen Kunstbestrebungen aufmerksam zu machen und seinen Kunstmarkt für sie zu öffnen.“ Damit wird der sogenannte „Munch-Skandal“ des Jahres 1892 in der deutschen Kunstgeschichte als die „Geburtsstunde der Moderne“ angesehen.