Flugpsychologie
Die Flugpsychologie, besser die Luft- und Raumfahrtpsychologie ist ein eigenständiges Feld der Arbeits- und Organisationspsychologie. Behandelt wird die Arbeit und das Leben von Personen, die mit der Führung von Luft- und Raumfahrzeugen betraut sind, oder sich längere Zeit in diesen aufhalten (z. B. auch für die Dauer von Rekordflügen, Langezeit-Astronauten).
Die o. g. Personen sind besonderen Belastungen ausgesetzt, etwa einem permanenten Wechselschichtdienst (Langstreckenbesatzungen), Monotonie (Langstreckenbesatzungen), Vibrationen (Hubschrauber), erhöhten Beschleunigungen (Piloten von Hochleistungsflugzeugen), elektromagnetischen Feldern, kosmischer Strahlung, optischen und vestibularen Illusionen, räumliche Enge usw. Die grundsätzlich lebensbedrohenden Umgebungsbedingungen im Reiseflug oder im All führen im Falle von Notfällen zu Handlungsmustern, die der Flugpsychologe näher untersucht, ebenso wie Verhaltensänderungen durch psychische Belastungen und durch regelmäßige Abwesenheiten und Tagesrhythmusverschiebungen.
Das Fachgebiet muss mit den technischen Entwicklungen Schritt halten, etwa bei der Schnittstellengestaltung Mensch-Maschine bei neuartigen Bordsystemen. Im Rahmen der präventiven Betreuung gibt die Flugpsychologie Hilfestellungen für die betroffenen Besatzungen, oder hilft im Anlassfall (Peer-Support Groups mit Betreuung durch Psychologen nach schweren Störungen und Unfällen). Flugpsychologen unterstützen Fluggesellschaften bei der Implementierung von "Fatigue Risk Management Systemen". Der Flugpsychologe spielt bei der Auswahl von Besatzungen ("Pilotenselektion") eine wichtige Rolle. Besonders gefordert sind Flugpsychologen bei komplexen Missionsprofilen (militärischer Einsatz) und bei Systemen mit hoher Informationsdichte, besonders dann, wenn Besatzungen einem erhöhten Zeitdruck ausgesetzt sind.