Frühe Bronzezeit
Die frühe Bronzezeit bzw. Frühbronzezeit (Fachkürzel „FBZ“) bezeichnet den Beginn einer neuen Technologie, der Legierung von Kupfer und Zinn zum Werkstoff Bronze. Allerdings darf dies nicht als revolutionäres Ereignis aufgefasst werden, welches einen plötzlichen Bruch mit vorangegangenen Lebensumständen bedeutet hätte. Vielmehr handelte es sich um eine kontinuierliche Entwicklung. Geografisch verbreitete sich diese Technologie mit erheblichen zeitlichen Unterschieden. In einigen Regionen des Mittelmeerraumes, z. B. Palästina, Anatolien und Griechenland, beginnt die frühe Bronzezeit bereits in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr., zum Beispiel in Troja I kurz nach 3000 v. Chr. Dagegen beginnt die Bronzezeit im südlichen Mitteleuropa, auf der Iberischen Halbinsel und in Italien erst zwischen 2300 und 2200 v. Chr.
Mitteleuropäische Bronzezeit | |
späte Bronzezeit | |
Ha B2/3 | 950– 800 v. Chr. |
Ha B1 | 1050– | 950 v. Chr.
Ha A2 | 1100–1050 v. Chr. |
Ha A1 | 1200–1100 v. Chr. |
Bz D | 1300–1200 v. Chr. |
mittlere Bronzezeit | |
Bz C2 | 1400–1300 v. Chr. |
Bz C1 | 1500–1400 v. Chr. |
Bz B | 1600–1500 v. Chr. |
frühe Bronzezeit | |
Bz A2 | 2000–1600 v. Chr. |
Bz A1 | 2200–2000 v. Chr. |
In Mitteleuropa setzte sich die Zinnbronze erst im Verlauf der Stufe Bz A2 (2000 bis 1600 v. Chr.) allgemein als Standardlegierung durch. Ein großer Teil der frühbronzezeitlichen Metallgegenstände bestand immer noch aus Kupfer, zum Teil auch aus Legierungen von Kupfer und Zinn mit weiteren Legierungselementen wie Antimon oder Arsen. Diese Beimengungen waren hauptsächlich durch das jeweils verarbeitete Erz bedingt.
Der Beginn der Frühbronzezeit stellt sich demnach nicht als abrupte Zäsur dar, sondern zeichnet sich eher durch eine Serie von Innovationen aus: durch die Aufgabe der autarken Wirtschaftsweise in Gebieten, die jetzt von Metallimporten abhängig waren, da sie selbst nicht über entsprechende Bodenschätze verfügten, durch ein sich im Zusammenhang mit diesem Import herausbildendes, zunehmend komplexes Handelsnetz und eine zunehmende handwerkliche Spezialisierung. Diese Innovationen vollzogen sich nicht unmittelbar und zeitgleich in verschiedenen Regionen, sondern in einem längeren Prozess.
Kennzeichnend ist die Koexistenz von kleinräumigen, regionalen Kulturen und Gruppen zusammen mit überregionalen Erscheinungen, wie der Glockenbecherkultur, wobei mit dem Beginn der Frühbronzezeit ein Assimilierungsprozess einsetzte, der die Verschmelzung letzterer (Glockenbecherkultur, Schnurkeramikkulturen) mit den verschiedenen einheimischen Kulturen bedeutete.
In Mitteleuropa unterscheidet man die verschiedenen Gruppen hauptsächlich an den Grabinventaren, die auch recht unterschiedlich ausgeprägte Außenbeziehungen ausweisen. Kulturelle Gemeinsamkeiten und Verbindungen scheinen sich besonders an den großen Flusssystemen (Donau, Rhein, Weser, Elbe, Oder) herausgebildet zu haben.