Götz von Berlichingen (Goethe)

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand ist ein 1773 anonym gedrucktes, 1774 uraufgeführtes Geschichts- und Charakterdrama in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe. Titelfigur ist der fränkisch-schwäbische Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (zubenannt „mit der Eisernen Hand“).

Daten
Titel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
Originalsprache: Deutsch
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Erscheinungsjahr: 1773
Uraufführung: 12. April 1774
Ort der Uraufführung: Berliner Comödienhaus unter Leitung von Heinrich Gottfried Koch
Ort und Zeit der Handlung: Franken, Bayern, Schwaben, Anfang des 16. Jahrhunderts
Personen
  • Kaiser Maximilian
  • Götz von Berlichingen
  • Elisabeth, seine Frau
  • Maria, seine Schwester
  • Carl, sein Söhnchen Andreas und Ammer
  • Georg, sein Bube
  • Bischof von Bamberg
  • Adelbert von Weislingen (mit Berlichingen aufgewachsen)
  • Adelheid von Walldorf
  • Liebetraut
  • Abt von Fulda
  • Olearius, beider Rechte Doktor
  • Bruder Martin
  • Hans von Selbitz
  • Franz von Sickingen
  • Lerse
  • Franz, Weislingens Bube
  • Kammerfräulein der Adelheid
  • Metzler, Sievers, Link, Kohl, Wild, Anführer der rebellischen Bauern
  • Hoffrauen, Hofleute am bambergschen Hof
  • Kaiserliche Räte
  • Ratsherren von Heilbronn
  • Richter des heimlichen Gerichts
  • Zwei Nürnberger Kaufleute
  • Max Stumpf, pfalzgräflicher Diener
  • Ein Unbekannter
  • Bäuerlicher Brautvater
  • Bäuerlicher Bräutigam
  • Berliching’sche, weisling’sche, bamberg’sche Reiter
  • Hauptleute, Offiziere, Knechte der Reichsarmee
  • Schenkwirt
  • Gerichtsdiener
  • Heilbronner Bürger
  • Stadtwache
  • Gefängniswärter
  • Bauern
  • Zigeunerhauptmann
  • Zigeuner, Zigeunerinnen

Das Stück gilt als ein Hauptwerk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen durchbrechen. Er stellte sich gegen die aristotelischen Theater-Konventionen und schloss an das Theater Shakespeares an. Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben: Es gibt insgesamt über fünfzig Handlungsorte, und die dargestellte Zeit wird nicht auf einen Tag beschränkt, sondern erstreckt sich auf mehrere, zum Teil parallel laufende Handlungen (Verhandlung vor dem Gericht, der Bauernkrieg, mehrere Fehden und Überfälle), Nebenhandlungen und schließlich auf das halbe Leben von Götz. Deshalb bezeichnete Dieter Borchmeyer das Stück auch als ein „szenisches Epos“. Die Klammer, die die Szenen zusammenhält, die oft nur aus Gesprächsfetzen bestehen, ist der sich in allen Situationen durchgängig zeigende Charakter des Helden; er stiftet die Einheit des Stückes ganz im Sinne Shakespeares.

Götz entstammt der mittelalterlichen Welt des Faust- und Fehderechts, agiert aber auch ständeübergreifend, indem er z. B. den Bauern hilft. Mit seiner Figur stößt das auf gewachsenem Naturrecht und Treue gegründete freie Rittertum auf die dem abstrakten römischen Recht verpflichtete Welt des intriganten Adels. Goethes Götz beweist zwar einen die historischen Konventionen überwindenden Charakter, seine auf individueller Unabhängigkeit einerseits und persönlicher Loyalität andererseits basierende Utopie einer idealen Monarchie lassen ihn jedoch in Konflikt mit der gerade entstehenden bürgerlichen Gesellschaft und dem modernen Verwaltungsstaat geraten. So kämpft Götz von vornherein auf verlorenem Posten. Resigniert muss er letztlich feststellen: Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis. In seinen letzten Sätzen warnt er die Nachkommen: „Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen.“

Goethes Götz stieß die Mode der Ritterdramen an und war unter anderem eine wichtige Anregung für Friedrich Schillers Drama Die Räuber.

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