Götz von Berlichingen (Goethe)
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand ist ein 1773 anonym gedrucktes, 1774 uraufgeführtes Geschichts- und Charakterdrama in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe. Titelfigur ist der fränkisch-schwäbische Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (zubenannt „mit der Eisernen Hand“).
Daten | |
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Titel: | Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand |
Originalsprache: | Deutsch |
Autor: | Johann Wolfgang von Goethe |
Erscheinungsjahr: | 1773 |
Uraufführung: | 12. April 1774 |
Ort der Uraufführung: | Berliner Comödienhaus unter Leitung von Heinrich Gottfried Koch |
Ort und Zeit der Handlung: | Franken, Bayern, Schwaben, Anfang des 16. Jahrhunderts |
Personen | |
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Das Stück gilt als ein Hauptwerk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen durchbrechen. Er stellte sich gegen die aristotelischen Theater-Konventionen und schloss an das Theater Shakespeares an. Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben: Es gibt insgesamt über fünfzig Handlungsorte, und die dargestellte Zeit wird nicht auf einen Tag beschränkt, sondern erstreckt sich auf mehrere, zum Teil parallel laufende Handlungen (Verhandlung vor dem Gericht, der Bauernkrieg, mehrere Fehden und Überfälle), Nebenhandlungen und schließlich auf das halbe Leben von Götz. Deshalb bezeichnete Dieter Borchmeyer das Stück auch als ein „szenisches Epos“. Die Klammer, die die Szenen zusammenhält, die oft nur aus Gesprächsfetzen bestehen, ist der sich in allen Situationen durchgängig zeigende Charakter des Helden; er stiftet die Einheit des Stückes ganz im Sinne Shakespeares.
Götz entstammt der mittelalterlichen Welt des Faust- und Fehderechts, agiert aber auch ständeübergreifend, indem er z. B. den Bauern hilft. Mit seiner Figur stößt das auf gewachsenem Naturrecht und Treue gegründete freie Rittertum auf die dem abstrakten römischen Recht verpflichtete Welt des intriganten Adels. Goethes Götz beweist zwar einen die historischen Konventionen überwindenden Charakter, seine auf individueller Unabhängigkeit einerseits und persönlicher Loyalität andererseits basierende Utopie einer idealen Monarchie lassen ihn jedoch in Konflikt mit der gerade entstehenden bürgerlichen Gesellschaft und dem modernen Verwaltungsstaat geraten. So kämpft Götz von vornherein auf verlorenem Posten. Resigniert muss er letztlich feststellen: Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis. In seinen letzten Sätzen warnt er die Nachkommen: „Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen.“
Goethes Götz stieß die Mode der Ritterdramen an und war unter anderem eine wichtige Anregung für Friedrich Schillers Drama Die Räuber.