Geschichtsschreibung zur Französischen Revolution

Die Geschichtsschreibung zur Französischen Revolution hat in mehr als zwei Jahrhunderten ein breites Spektrum an Interpretationen, Deutungsmustern, Denkschulen und spezifischen Forschungsansätzen hervorgebracht. Unter den Revolutionen der Neuzeit habe keine den zeitgenössischen Meinungsstreit stärker erregt und in der Folge auch wissenschaftlich mehr Parteilichkeit zur Folge gehabt als die Französische Revolution, so der Bamberger Historiker Eberhard Schmitt. Von Anfang an habe sie in Frankreich wie auch in der übrigen Welt starke Emotionen geweckt, die einerseits auf erbitterter Ablehnung beruhten und andererseits ihre Glorifizierung betrieben. Sie war demnach Katalysator für vielfältige Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der Reaktion einerseits und des Fortschrittsoptimismus andererseits, zwischen Klerikalen und Antiklerikalen, zwischen Rechten und Linken.

Hinsichtlich der unterschiedlichen Interpretationsansätze beziehungsweise Denkschulen zur Französischen Revolution wird hauptsächlich unterschieden zwischen konservativen, bürgerlich-liberalen, sozialistischen, marxistisch-leninistischen und revisionistischen Betrachtungsweisen. In der französischen Revolutionsforschung und Geschichtsschreibung war diesbezüglich in der Vergangenheit sogar auf institutioneller Ebene eine Aufteilung erkennbar: Die Sorbonne als universitäres Forschungszentrum war im 20. Jahrhundert die Domäne der sozialistischen Forschungsrichtung; an der Académie française herrschte die konservative Ausrichtung vor; und an der École des hautes études en sciences sociales etablierte sich die strukturanalytisch-revisionistische Interpretation. Während noch zum Zeitpunkt des 200-jährigen Revolutionsjubiläums 1989 in den geschätzt rund 800 dazu erschienenen Publikationen die Lesarten und Leistungen der diversen Forschungsansätze zum Teil einseitig hervorgehoben worden waren, rückten danach Bemühungen in den Vordergrund, die politische Ideologisierung der Revolutionsforschung abzubauen und im internationalen Rahmen zu Erkenntnisfortschritten unabhängig von politisch-gesellschaftlichen Einstellungen zu gelangen.

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