Geschlechterwissen
Geschlechterwissen (auch Genderwissen, von englisch gender knowledge) ist ein wissenssoziologischer Oberbegriff für das gesamte gesellschaftlich verfügbare Wissen über Geschlechterverhältnisse im Lebensalltag, in verschiedenen spezialisierten Kontexten und in der Wissenschaft. Der Begriff wurde 2003 von Irene Dolling eingeführt. Der Gegenbegriff ist „Geschlechtsblindheit“. Als Gegenteil zum Geschlechterwissen gilt die Tabuisierung von Geschlechterwissen durch das Prinzip der Geschlechtsneutralität.
Da das Geschlecht in menschlichen Gesellschaften zu den frühsten und grundlegendsten Identitätsmerkmalen gehört, ist es im Lebensalltag für Menschen von großer Bedeutung, über das in ihrer Gesellschaft geltende, implizite und explizite Geschlechterwissen zu verfügen. Jenseits des Lebensalltags können sich in Gesellschaften Spezialbereiche des Geschlechterwissens entwickeln, etwa in Religion, Milieu, Beruf oder Politik. Darüber hinaus gibt es wissenschaftliches Geschlechterwissen, das durch die Erforschung von lebensalltäglichem Geschlechterwissen und Spezialgeschlechterwissen entsteht und in Theorien beschrieben wird. Es ist „Wissen über Wissen“.