Grammatologie (Derrida)
Das Kunstwort Grammatologie bezeichnet die Wissenschaft von der geschriebenen Schrift. Im engeren Sinne bezeichnet Grammatologie einen Ansatz des französischen Philosophen Jacques Derrida, in dem er dem abendländischen Logozentrismus bzw. Phonozentrismus seine Theorie der Schrift entgegenstellt. Am ausführlichsten breitet er diesen poststrukturalistischen Ansatz in seinem Hauptwerk De la grammatologie von 1967 aus. In dem epochemachenden Werk strebt Derrida keine Beschreibung der historischen Genese der Kulturtechnik „Schrift“ an, sondern möchte durch ein neuartiges Verständnis des von ihm weitgefassten Phänomens „Schrift“ zu einer Überwindung „alle[r] technischen und epistemologischen Hindernisse“ und einer Abstreifung „alle[r] theologischen und metaphysikalischen Fesseln“ gelangen, die seiner Ansicht nach die abendländische Philosophie seit ihrem Beginn geprägt haben. Dabei wendet er das durch ihn bekannt gewordene Lektüre- und Analyseverfahren der Dekonstruktion an.
Davon abzugrenzen ist die stellenweise ebenfalls als Grammatologie bezeichnete Schriftlinguistik, die sich mit der Geschichte der Schrift, der Geschichte der Schriftmedien, den Schriften der Welt, der Schriftkultur oder Ähnlichem befasst.