Großösterreich
In den Jahren 1849 bis 1851 schlug Österreich wiederholt vor, dass alle habsburgisch beherrschten Gebiete einem deutschen Staatenbund beitreten sollten. Große Gebiete der habsburgischen Länder in Ostmitteleuropa (wie Ungarn und Norditalien) gehörten nicht zum bisherigen deutschen Staatenbund, dem Deutschen Bund. Die entsprechenden Pläne erhielten Namen wie Großösterreich, Siebzig-Millionen-Reich oder, nach den Vorschlagenden, Schwarzenberg-Plan bzw. Schwarzenberg-Bruck-Plan.
Eine wichtige Initiative in diese Richtung war der Plan des österreichischen Regierungschefs Felix zu Schwarzenberg vom 9. März 1849. Der Beitritt von Ungarn und Norditalien hätte die österreichische Vorherrschaft in Deutschland erheblich gefestigt. In eine ähnliche Richtung gingen die Überlegungen seines Handelsministers Karl Ludwig von Bruck vom Oktober 1849: Er entwarf die Umrisse einer entsprechenden Zollunion mit Weltmacht-Ambitionen.
Die Pläne der Jahre 1849 und 1850 sind teils als echte Angebote und teils als Propaganda in der damaligen deutschlandpolitischen Auseinandersetzung zu verstehen. Österreich lehnte das von der Frankfurter Nationalversammlung getragene Deutsche Reich ab, weil es zu liberal war und weil Österreich nicht mit allen Gebieten beitreten durfte. Es wandte sich ebenso gegen den preußischen Versuch 1849/1850, einen konservativeren Bundesstaat (Erfurter Union) zu gründen. Diese Union hätte entweder die meisten nichtösterreichischen deutschen Staaten oder zumindest viele dieser Staaten vereint.
Weder Preußen noch Österreich konnten sich mit ihren Plänen durchsetzen: Die Mittelstaaten wie Bayern und Hannover hatten Angst vor einem Bundesstaat ohne Österreich, in dem Preußen die Vormacht gewesen wäre, aber ebenso Angst vor einem Großösterreich als reinem Staatenbund, in dem Österreich dominiert hätte. So wurde im Sommer 1851 der alte Deutsche Bund wiederhergestellt.