Grund (Handlungstheorie)
Gründe spielen in der philosophischen Disziplin der Handlungstheorie eine wichtige Rolle bei der Erklärung von Handlungen. So können wir beispielsweise die Tatsache, dass Peter schnell läuft, dadurch erklären, dass er noch einen Zug erreichen will. In diesem Fall ist die Tatsache, dass Peter einen Zug erreichen will, der Grund dafür, dass er so schnell läuft. Man spricht hier auch von einer teleologischen Erklärung bzw. von einem Verstehen der Handlung. In der Psychologie wird ein ähnliches Phänomen mit dem Begriff der Motivation bezeichnet.
In vielen Fällen kann man den Grund für eine Handlung in eine Glaubens- und eine Wollenskomponente analysieren:
- Peter will den Zug erreichen.
- Peter glaubt er könne den Zug erreichen, wenn er schnell läuft.
- Daraus folgt: Peter läuft schnell.
Eine solche Analyse nennt man auch einen praktischen Syllogismus.
Der teleologischen Erklärung, also der Erklärung durch Gründe, steht die kausale Erklärung, also die Erklärung durch Ursachen gegenüber. So kann beispielsweise ein Blitzschlag Ursache für das Niederbrennen eines Heuschobers sein. Nach handlungstheoretisch striktem Sprachgebrauch würde man hier den Blitzschlag nicht als „Grund“ bezeichnen (obwohl man dies umgangssprachlich sagen könnte). Schlägt jemand Peter mit einem Hämmerchen auf sein Knie, so dass das Bein reflexartig zuckt, so ist der Schlag ebenfalls Ursache für das Zucken, kein Grund. Peters Zucken ist in diesem Fall keine Handlung, sondern eine bloße „Körperbewegung“, da es unwillkürlich geschieht und damit das Element der Absichtlichkeit bzw. der Freiwilligkeit fehlt. Es lassen sich also für Ereignisse nur in dem Maße Gründe angeben, wie diese Ereignisse als absichtliche („intentionale“) Handlungen aufgefasst werden.