Höhlentempel in Asien
Höhlentempel sind in den Felsen gehauene oder in einer natürlichen Höhle angelegte unterirdische Sakralbauten. Höhlentempel und aus dem Stein herausgeschlagene monolithische Felsentempel sind eine Form der frühen Naturarchitektur und des Felsbaus, einer mit der Bildhauerei eng verbundenen Bautechnik in Festgesteinen. Die umfangreichsten künstlich geschaffenen Höhlentempel-Komplexe (subterranea) entstanden in Indien, wo etwa 1200 Anlagen belegt sind, und in den angrenzenden Regionen Asiens.
Die Grundform der Höhlentempel in Asien wurde seit dem zweiten Jahrhundert v. Chr. im westlichen Indien aus der Vorform der Bergklause der weltabgewandten Shramana-Bewegung (Sanskrit, m., श्रमण, śramaṇa, Pali, m., samaṇa, Bettelmönch), einer freistehenden Hütte oder einer Höhle als Behausung von Asketen, entwickelt. Zentrale Gestaltungsprinzipien sind vermutlich vom Vorbild heute nicht mehr erhaltener hölzerner Freibauten abgeleitet.
Entlang der Fernhandelsrouten verbreiteten sich Höhlentempel von Südasien bis nach Zentral- und Ostasien. In Südostasien wurden anstelle künstlicher Höhlen überwiegend natürliche Höhlen als unterirdische Heiligtümer genutzt. Die Liste des UNESCO-Welterbes enthält zahlreiche Höhlentempel in Asien, darunter Ajanta, Elephanta, Ellora und Mamallapuram in Indien, die Mogao-, die Longmen- und die Yungang-Grotten in China, Dambulla auf Sri Lanka und Seokguram in Südkorea.
Neben den asiatischen Entwicklungslinien treten Höhlentempel und weitere, bisweilen deutlich ältere Felsbauten auch in anderen alten Kulturen wie etwa Ägypten, in Assyrien, im Hethiterreich, in Lykien und bei den Nabatäern auf.