Handicap-Prinzip
Das Handicap-Prinzip ist eine Theorie sozialer Signale, in die insbesondere Überlegungen aus der Evolutionsbiologie und empirische Befunde aus der Verhaltensforschung eingingen. In ihr wird behauptet, „daß der Empfänger eines Signals an der Verlässlichkeit oder Genauigkeit des Signals interessiert ist und ein Signal nicht beachten wird, wenn es nicht zuverlässig ist.“ „Glaubwürdig“ ist ein soziales Signal der Theorie zufolge insbesondere dann, wenn mit ihm ein Handicap verbunden ist, eine Erschwernis: „Handicaps, auch ‚teure Signale‘ genannt, sind zum Beispiel das Pfauenrad, der Nachtigallengesang oder die Löwenmähne, alles Merkmale, die zwar auf den ersten Blick keine biologische Nützlichkeit erkennen lassen, aber dennoch in der Evolution Bestand haben.“ Wer trotz seines Energie zehrenden Merkmals im Wettbewerb mit Artgenossen besteht oder die Konkurrenten trotz der scheinbaren Vergeudung von Energie sogar überflügelt, sende mittels des Handicaps seiner Umwelt zum Beispiel das Signal, besonders lebenstüchtig und potent zu sein. Der Theorie zufolge kann gerade ein Handicap auch „Stärke“ demonstrieren. Das gelte insbesondere für die Partnerfindung und die Sexualität.
Das Handicap-Prinzip wurde 1975 von dem israelischen Biologen Amotz Zahavi formuliert und durch das 1997 gemeinsam mit seiner Ehefrau Avishag Zahavi veröffentlichte Buch The Handicap Principle. A Missing Piece of Darwin's Puzzle weithin bekannt. Es erhebt den Anspruch, die Mechanismen der sexuellen Selektion zu ergänzen.