Harmonie (Malerei)
Harmonie (von altgriechisch ἁρμονία harmonía, deutsch ‚Ebenmaß, Harmonie‘) bezeichnet in der Malerei ein System optisch-emotionaler Gesetzmäßigkeiten, die über den jeweiligen Zeitgeschmack und sich wandelnder Schönheitsideale hinaus als eine Grundwahrheit der Malerei aufgefasst werden. Sie bildet eine der Grundlagen der klassischen Malerei. Vergleichend mit der Musik gibt es auch in der Malerei keine anerkannte zeitlose Harmonielehre der Komposition, sondern nur systematisierte Aspekte, wie z. B. den Farbkreis oder die mathematische Perspektive.
Die Gebrüder Grimm schreiben hierzu: „Harmonie ist die Verbindung von einzelnen gleichzeitig angeschlagenen Tönen zu einem wolklingenden Ganzen, die wolthuende Anordnung der Farben und Gruppen eines Gemäldes.“ Und nach der Farbenlehre Goethes entsteht doch „die eigentliche harmonische Wirkung nur alsdann, wenn alle Farben nebeneinander im Gleichgewicht angebracht sind.“
Die ausführlichsten Untersuchungen zur Harmonie in der Bildenden Kunst stammen von Vitruv, Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer. Der Einfluss dieser Forschungen auf die Malerei und auf andere Meister ist jedoch umstritten. Nach Michelangelo verliert man mit solchen Theorien „nur seine Zeit, die man besser auf das Malen verwende, (der Künstler) hat das richtige Maß im Auge.“ Ähnlich scheint Raffael eher eine „bestimmte Idee“ und die Natur den Zahlen Vitruvs vorzuziehen, wie auch die Antike die Proportionen ständig neu bestimmt hatte und einer „bestimmten Idee“ zu folgen suchte. So schrieb Raffael an Castiglione: „Um eine schöne Frau zu malen, müßte ich mehr schöne Frauen sehen, und zwar unter der Bedingung, daß Ihr mir bei der Auswahl behilflich wäret; aber da es so wenig schöne Frauen und befugte Richter gibt, so bediene ich mich einer bestimmten Idee, die mir in den Sinn kommt.“