Die Heimkehr der Göttin
„Die Heimkehr der Göttin“ (auch „Mythos vom Sonnenauge“ oder „Mythos vom Sonnenauge, das in der Ferne weilt“) ist der Name eines religiösen Werkes, das in mehreren demotischen Fassungen seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben wurde. Im dritten Jahrhundert n. Chr. erfolgte eine Übersetzung in die griechische Sprache. Einige ältere Sprachformen, die der Schreiber dem Leser wegen der Unverständlichkeit erklären muss, verweisen auf Vorlagen, die teilweise auf Originaltexten aufbauen, die bis in die Zeit des Neuen Reiches (1550 v. Chr. bis 1070 v. Chr.) zurückreichen.
„Die Heimkehr der Göttin“ nahm als umfangreichstes Werk der altägyptischen Literatur einen besonders hohen Stellenwert ein. Die Texte sind teilweise außerordentlich schwer verständlich, weshalb in der Ägyptologie mehrere Rückschlüsse und Verbindungen bezüglich der altägyptischen Mythologie vorgenommen wurden. Neu gefundene Papyri konnten den thematischen Zusammenhang zwischenzeitlich besser erschließen und dadurch einige der früheren Gleichsetzungen sowie Deutungen widerlegen.
In die Haupterzählung sind zwecks Verdeutlichung Tierfabeln eingebettet. Der Aufbau und die Komposition jener Tiergeschichten verlangte umfassendes Wissen über die altägyptische Kulturgeschichte, über das nur die elitäre Priesterschaft verfügte. Die verwendeten Texte wurden teilweise mit den Darstellungen in ptolemäischen Tempeln verbunden. Die besondere Bedeutung des Inhaltes wird außerdem daran deutlich, dass auf eine wortgetreue Überlieferung geachtet wurde. Dieses Merkmal ist außergewöhnlich für die demotische Literatur und hebt die exklusive Religiosität hervor.