Heterophorie
Als Heterophorie (altgriechisch hetero ,verschiedenartig‘ und phor,das Getragenwerden‘) bezeichnet man ein latentes, also verstecktes Schielen. Es wird deshalb als latent bezeichnet, weil es in der Regel nur bei Unterbrechung des beidäugigen Sehens auftritt. In den meisten Fällen kann eine Heterophorie beschwerdefrei durch motorische und sensorische Fusion, einen Mechanismus des Binokularsehens, ausgeglichen werden. Man bezeichnet dies auch als Normophorie. Im Gegensatz hierzu spricht man von Orthophorie, wenn nach Aufhebung der Fusion keine Abweichung von einer gemeinsamen Blickrichtung beider Augen erfolgt. Bei etwa 70–80 % aller Menschen lässt sich eine Heterophorie nachweisen.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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H50.5 | Heterophorie – Latentes Schielen |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Erst wenn es bei dem Ausgleich dieser Augenmuskelgleichgewichtsstörung zu Beschwerden wie bspw. Kopfschmerzen, Augenbrennen, Doppelbilder oder Verschwommensehen kommt, wird die Heterophorie behandlungswürdig. Wenn das beidäugige Einfachsehen von einer betroffenen Person nicht mehr selbst aufrechterhalten werden kann, spricht man von einer dekompensierten Heterophorie, die nun jedoch einen manifesten Schielwinkel aufweist. Wenn dies auch für den Laien verwirrend klingen mag, so gehört sie gleichwohl zum Krankheitsbild des „latenten“ Strabismus.