Historische Klimatologie
Die Historische Klimatologie befasst sich mit der Rekonstruktion von Witterung und Klima und ihrer Wirkung auf historische Gesellschaften unter Einschluss einer kulturell geprägten Wissenschafts- und Wahrnehmungsgeschichte. Dies geschieht im weiter gefassten Kontext der Umweltgeschichte.
Lange Zeit war die Historische Klimatologie am Rande der Sozialgeschichte und Mentalitätsgeschichte angesiedelt und unterlag dem Vorwurf des Klimadeterminismus. Seit der Debatte um die globale Erwärmung findet sie ein steigendendes wissenschaftliches und öffentliches Interesse. Seit den 1990er Jahren werden Witterungsverläufe, Klimaparameter, Großwetterlagen und Naturkatastrophen für die Zeit vor der Errichtung staatlicher Messnetze rekonstruiert. Die Historische Klimatologie fußt auf Datenerhebungen aus zwei verschiedenen Arten von Klimaarchiven, den „Archiven der Natur“ und den „Archiven der Gesellschaft“. Zu den ersteren gehören Baumringe, Eisbohrkernen, Pollen sowie Sedimenten aus Mooren und Seen, die Zeitreihen liefern, zu den letzteren zählen Angaben aus Chroniken und Wettertagebüchern, wobei serielle Quellen, wie etwa Aufzeichnungen über den jährlichen Beginn der Weinlese, wesentlich sind.