Historische Schule der Nationalökonomie
Die Historische Schule der Nationalökonomie prägte die deutschsprachige Sozialwissenschaft über ein Jahrhundert zwischen 1850 und 1950 hinweg.
Dabei widmete sie sich vielen Teilproblemen der Ökonomie wie der Wertlehre oder dem Wesen des Zinses, setzt sich aber insbesondere mit praktischen Problemen, wie der aufkommenden sozialen Frage, also der Verarmung breiter Schichten im Zuge der Industrialisierung, auseinander. Ihre Vertreter versuchten dabei praxisnahe Wissenschaft zu betreiben und Lösungen für aktuelle Probleme ihrer Zeit aufzuzeigen. Dogmengeschichtlich hat sie sich besonders mit der Kritik an der klassischen Lehre hervorgetan und man kann sie durchaus als einen direkten Vorläufer der modernen Institutionenökonomik bezeichnen. Darüber hinaus hat sie zu zwei bereichernden Diskussionen in der akademischen Welt geführt: dem Methodenstreit der Nationalökonomie, bei dem die Notwendigkeit und Fruchtbarkeit induktiver und deduktiver Forschung erörtert wurde, und dem Werturteilsstreit um die Frage, wie normativ Ökonomie sein darf und kann.