Hybrides Leistungsbündel

Ein hybrides Leistungsbündel (HLB) ist gekennzeichnet durch eine integrierte und sich gegenseitig determinierende Planung, Entwicklung, Erbringung und Nutzung von Sach- und Dienstleistungsanteilen (hybride Wertschöpfung) einschließlich seiner immanenten Softwarekomponenten. Somit handelt es sich bei einem hybriden Leistungsbündel um ein Absatzobjekt, das zur Lösung eines bestimmten Kundenproblems geeignet ist.

Dabei ist die Möglichkeit der partiellen Substitution der jeweiligen Sach- und Dienstleistungsanteile gegeben. Hybride Leistungsbündel finden nicht nur auf Business-to-Business Ebene (Beispiel: Technische Anlage mit Engineering- und Wartungsdienstleistungen) Anwendung, sondern können auch im B2C-Bereich (Beispiel: Mobiltelefon mit Vertrag) auftreten. In beiden Fällen sind hybride Leistungsbündel aufgrund der Wechselwirkungen ihrer immanenten Sach- und Dienstleistungsanteile und der an der Leistungserstellung beteiligten Personen als soziotechnisches System anzusehen. Hybride Leistungsbündel sind demnach in der Erbringungsphase, ähnlich wie Product-Service Systems (PSS), dadurch charakterisiert, dass ihre Dienstleistungsanteile über den gesamten Lebenszyklus zur Steigerung des Kundennutzens erbracht werden. Wie bei Product-Service Systems, ist die integrierte Entwicklung und Erbringung der sich gegenseitig determinierenden Sach- und Dienstleistungsanteile eine zwingende Voraussetzung für hybride Leistungsbündel. Eine scharfe Trennung zwischen klassischen Produkt und Dienstleistungen ist damit nicht mehr möglich.

Die akademische Diskussion, ob – und falls ja inwiefern – sich Sachgüter und Dienstleistungen voneinander unterscheiden lassen, ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Während in traditionell sachgutorientierten und technischen Forschungsdisziplinen häufig eine Unterscheidbarkeit der Leistungsanteile befürwortet wird, wird im (Service) Marketing zunehmend die Aufhebung der Dichotomie propagiert. Vor diesem Hintergrund werden für hybride Leistungsbündel unter anderem folgende Merkmale vorgeschlagen (siehe auch Engelhardt et al. 1993):

  • Hohe Heterogenität durch die integrierte Betrachtung von Sach- und Dienstleistungsanteilen und den damit verbundenen verschiedenartigen Anforderungen an Planung, Entwicklung, Erbringung und Nutzung;
  • Hoher Individualisierungsgrad durch die kundenindividuellen Problemlösungen, die durch Neuentwicklung oder Konfiguration standardisierter Leistungsanteile entstehen können;
  • Möglichkeit zur partiellen Substituierbarkeit der Sach- und Dienstleistungsanteile, da die Domänenneutrale Problemlösung im Vordergrund steht.
  • Hoher Anteil kundenintegrativer Leistungen.

Es ist zu beachten, dass sich je nach herangezogener Quelle unterschiedliche Vorstellungen bzgl. der Eigenschaften hybrider Leistungsbündel finden lassen. Dies liegt unter anderem in jeweils verschiedenen Grundannahmen begründet, die in verschiedenen Fachrichtungen dominieren, die an der Erforschung hybrider Leistungsbündel beteiligt sind (z. B. Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik, ökologische Forschung). Unterschiedliche Positionen hängen z. B. davon ab, ob man implizit auf standardisierte oder individualisierte hybride Leistungsbündel fokussiert. Andere Einflussfaktoren finden sich z. B. in oder .

Im Englischen wird für den B2C-Markt häufig Product Service System (PSS) (der Fokus liegt hier auf dem Nachhaltigkeitsgedanken) und für den B2B-Markt Industrial Product-Service System (IPSS oder IPS²) verwendet. In anderen Arbeiten wird der Begriff des Service Systems (bzw. der des Product-Service Systems) definiert als „a dynamic value co-creation configuration of resources, including people, organizations, shared information (language, laws, measures, methods), and technology, all connected internally and externally to other service systems by value propositions“. Hier wird also mit dem Begriff (Product-)Service System nicht das hybride Leistungsbündel als Absatzobjekt, sondern vielmehr eine Konfiguration von Unternehmen und Ressourcen verstanden, die als organisatorischer Bezugsrahmen für die hybride Wertschöpfung dient. Häufiger wird als Entsprechung für hybride Leistungsbündel im englischsprachigen Raum der Begriff Customer Solution verwendet, z. B.

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