Ichideal
Das Ichideal (auch in der Schreibweise Ich-Ideal) wird in der Psychoanalyse als eine Richtung gebende und Wert orientierte Substruktur des Über-Ichs beschrieben, die nicht mehr an die Anerkennung oder Missbilligung durch die Eltern gebunden ist. Beim Erwachsenen hat sie verschiedene Phasen der Entwicklung durchlaufen und sich als Resultat von Identifizierungen mit verschiedenen Bezugspersonen zu einem stets präsenten Maßstab herausgebildet, an dem Wünsche und Verhaltensweisen hinsichtlich ihrer Konsequenzen für die eigene Person und die Gemeinschaft eingeschätzt werden.
Entwicklungspsychologisch wird seine Entstehung in der frühen narzisstischen Phase verortet, während der übrige Teil des Über-Ichs in der ödipalen Phase entstehe. Als Vorläufer des Ichideals werden die idealisierten Eltern-Imagines und die idealisierten Selbstbilder angesehen. Das Ichideal nimmt in der Latenzzeit, Pubertät und im Erwachsenenalter weitere Impulse auf und unterliegt somit einer Transformation und Depersonifizierung.
Gesellschaftlich lassen sich die Formungen der Ichideale in einer Kultur über das Individuelle hinaus beschreiben, wie etwa die Hierarchisierung der männlichen gegenüber den weiblichen Ichidealen in patriarchalen Gesellschaften und die Auswirkungen von generations- und transgenerational prägenden historischen Phasen oder politischen Ereignissen.