Italienische populäre Musik

Die italienische populäre Musik umfasst populärmusikalische Strömungen in Italien seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die strenge Trennung zwischen gehobener klassischer Musik und der dialektalen Volksmusik verhinderte in Italien lange die Entstehung einer nationalen populären Musik. Die neapolitanische Volksmusik konnte als erste die regionalen Grenzen überschreiten, die Entwicklung der ersten Aufnahmetechniken und die Verbreitung der caffè-concerti beeinflussten die Zirkulation von Musik um die Jahrhundertwende weiter. Ereignisse wie Massenemigration und Kolonialkriege sowie der Erste Weltkrieg lieferten neue Themen für Lieder und in der Zwischenkriegszeit erreichten amerikanische Einflüsse die italienische Musikszene, die mittlerweile auch im Radio ihr Publikum fand. Unter dem Faschismus erlebten populäre Lieder sowohl Zensur als auch Verwendung als Propaganda. Gleichzeitig brachten das Aufkommen des Tonfilms und die Entstehung von Rundfunkorchestern und Big Bands neue Kanäle zur Verbreitung der Musik mit sich.

Die Wiederbelebung des italienischen Musikmarktes nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1951 mit der ersten Ausgabe des Sanremo-Festivals, das fortan eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Weiterentwicklung der italienischen populären Musik einnehmen sollte. Nach Domenico Modugnos Sanremo-Sieg 1958 mit Nel blu dipinto di blu löste man sich zunehmend von der Tradition: Die 1960er-Jahre brachten neue Stilrichtungen, neue Musikwettbewerbe und eine Vielzahl neuer „Stars“ hervor. Nach den politisch und musikalisch turbulenten 1970er-Jahren setzte sich in den 1980er-Jahren besonders durch das Debüt von Eros Ramazzotti eine moderne Popmusik durch. Daneben kamen die kurzlebige Italo Disco und erste Vorboten des italienischen Hip-Hops auf, der vor allem ab den 1990er-Jahren Zulauf erfuhr. Im neuen Jahrtausend reihten sich Castingshows neben dem Sanremo-Festival als Plattformen für neue Sänger ein, was auch das Festival nachhaltig prägte.

Die Außenwirkung der italienischen populären Musik erfolgte in der Vergangenheit zum einen durch die mediale Verbreitung des Sanremo-Festivals (und des eng damit zusammenhängenden Eurovision Song Contests), zum anderen (hauptsächlich beschränkt auf die 1960er-Jahre) durch Erfolge fremdsprachiger Coverversionen italienischer Lieder im Ausland. Ausgewanderte Italiener und deren Nachkommen konnten außerdem ihre Musik in fremde Kulturen einbringen, was vor allem in den USA spürbar war. Später schafften mit Italo Disco und als Italo Pop bezeichneter Musik nur noch wenige Vertreter den Sprung über die Landesgrenze; bedeutende Absatzmärkte waren und sind hierbei Osteuropa und Lateinamerika.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.