Kollektiver Akteur

Der Begriff kollektive Akteure beschreibt in der Soziologie Individuen (Akteure), die gemeinsam eine soziale Handlung tätigen, um gemeinsame Interessen zu verfolgen, ein Ziel zu erreichen oder etwas zu produzieren. Die gemeinsamen Interessen verbinden die einzelnen Individuen zu einem Kollektiv, die Handlung selbst wird als kollektive Handlung bezeichnet.

Eine kollektive Aktion kann verschiedene Formen und Ausprägungen annehmen. Die Bezeichnung reicht von sozialen Bewegungen zur Durchsetzung partikulärer Rechte oder Reformen, bis hin zu revolutionären Umwandlungsprozessen durch eine gewaltbereite Masse. Relevant für die mikrosoziologische Analyse sind die kollektiven Akteure. Deren gemeinsames Handeln ist der Kern der kollektiven Aktion und jeder einzelne Akteur trägt in unterschiedlicher Intensität zur gesamten Dynamik, zum Verlauf und zum Ergebnis der kollektiven Aktion bei. Gemeinsam gesetzte Ziele können sich durch die permanente soziale Interaktion verschieben, verändern oder durch neue Ziele ersetzt werden. Die Sozialität der Akteure lässt keinen Stillstand zu. Das gilt auch dann, wenn Kosten-Nutzen-Abwägungen oder die Konstitution von Normen und Werten innerhalb eines Handlungskollektivs zum Tragen kommen.

Einige soziologische Akteursmodelle haben diesen Umstand vernachlässigt. Dies gilt vor allem für Theorien, die soziales Handeln rational begründen, wie zum Beispiel das rational choice Modell. Eine wichtige Rolle bei der Erklärung kollektiven Handelns spielt die Soziologie Émile Durkheims. In seiner Schule finden sich Erklärungen für „nicht-rationale kollektive Bildungen anti-individualistischer Solidaritätsbeziehungen“, die von der Weberschen Handlungstheorie oder der Dahrendorfschen Rollentheorie nicht erklärt werden. Der Verlust eines Teils Individualität im Zuge der Kollektivität führt nicht zum Identitätsverlust, sondern im Gegenteil: die individuelle Identität wird durch die Entstehung einer kollektiven Identität interaktiv gebildet und gestärkt.

Daher ist diese Perspektive bedeutsam, wenn soziologisch erklärt werden will, warum sich soziale Akteure zu einem handelnden Kollektiv zusammenschließen.

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