Komplexe posttraumatische Belastungsstörung
Als komplexe posttraumatische Belastungsstörung (komplexe PTBS, K-PTBS) wird ein psychisches Krankheitsbild bezeichnet, das sich infolge schwerer sowie anhaltender und/oder wiederholter Traumatisierungen (Misshandlungen, sexueller Kindesmissbrauch, Kriegserfahrungen, Folter, Naturkatastrophen, existenzbedrohende Lebensereignisse, physische oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, destruktive Beziehungen als Erwachsener u. ä.) entwickeln kann.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F62.- | Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns |
F62.0 | Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung |
F62.8 | Sonstige andauernde Persönlichkeitsänderungen |
F62.9 | Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Der traumatisierten Person fehlen adäquate Bewältigungskompetenzen. Die Störung kann sowohl direkt im Anschluss an die Traumata als auch mit erheblicher zeitlicher Verzögerung (Monate bis Jahrzehnte) in Erscheinung treten.
Im Unterschied zur klassischen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist die komplexe PTBS nicht durch ein Einzelereignis verursacht, sondern durch ein breites Spektrum kognitiver, affektiver und psychosozialer Beeinträchtigungen gekennzeichnet, die meist über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Der Begriff komplexe PTBS (engl. Complex PTSD, C-PTSD) wurde für dieses Krankheitsbild erst 1992 durch die amerikanische Psychiaterin Judith Herman eingeführt.
Im Diagnostikkatalog ICD-11, der 2022 in Kraft trat, wird die komplexe posttraumatische Belastungsstörung erstmals als eigenständige Diagnose definiert. Neben den Hauptsymptomen der klassischen PTBS leiden die Betroffenen der komplexen PTBS zusätzlich unter Affektregulationsstörungen, negativer Selbstwahrnehmung und Beziehungsstörungen.