Landwirtschaftliche Revolution

Als landwirtschaftliche Revolution oder Agrarrevolution bezeichnet man im Allgemeinen eine Umwälzung der bisher bestehenden landwirtschaftlichen Strukturen. Eine solche Entwicklung geht oft mit einer Veränderung der agrarwirtschaftlichen und politischen Verhältnisse einher, die gegebenenfalls von einer Umschichtung der Besitzverhältnisse begleitet wird.

Der Begriff wird bei unterschiedlichen Autoren mehr oder weniger umfassend verwandt mit Bezug auf die wirtschaftlichen Entwicklungen, die um 10.000 v. Chr. mit der Neolithischen Revolution erfolgten, und jenen, die im mittelalterlichen Europa ab dem 8. Jahrhundert durch die Einführung der Dreifelderwirtschaft erfolgten. Der Begriff wird auch auf Veränderungen in der Landwirtschaft des 18. Jahrhunderts angewandt, die die Staaten Mitteleuropas und deren Umfeld betrafen. Zurückzuführen war diese Entwicklung auf den vorangegangenen Strukturwandel in der britischen und niederländischen Landwirtschaft, der dort bereits früher ab 1600 einzusetzen begann. Genau genommen spricht man jedoch erst ab 1700 in der englischen, ab der Mitte des 18. Jahrhunderts dann auch in der mitteleuropäischen Landwirtschaft von dem Phänomen Agrarrevolution und den mit ihm verbundenen Steigerung der Flächenproduktivität. Durch das daraus resultierende Freiwerden von Arbeitskräften auf dem Land, die verarmten (Pauperismus) und in die Städte umzogen und damit den Urbanisierungsprozess einleiteten, bildete die landwirtschaftliche Revolution des 19. Jahrhunderts zugleich die Grundlage, die Voraussetzung und einen fördernden Faktor für den nachfolgenden Industrialisierungsprozess, in dem England – wie zuvor in der landwirtschaftlichen Revolution – ebenfalls eine Vorreiterstellung einnahm. Ein Nebeneffekt, der besonders den englischen Raum betraf, war das sogenannte Enclosure Movement, die zunehmende Privatisierung und Einhegung des Gemeinlandes. In vielen Ländern, mitunter in Preußen, ging mit der landwirtschaftlichen Entwicklung die Bauernbefreiung und die Aufhebung der Feudallasten durch Reformen einher. Während sich in den Deutschen Ländern diese Entwicklung jedoch über mehrere Jahrhunderte erstreckte, wurde die Leibeigenschaft – zumindest formal – in Frankreich während der Französischen Revolution in nur einer Nacht aufgehoben (5./6. August 1789).

Eine weitere häufig als Agrarrevolution bezeichnete Entwicklung ist die Enteignung der sowjetischen Großgrundbesitzer im Laufe der Oktoberrevolution (Dekret über Grund und Boden). Die Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierungsschübe im Agrarsektor werden hingegen in der Regel als Grüne Revolution bezeichnet.

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