Lateinamerikanische Literatur
Lateinamerikanische Literatur bezeichnet die in den Sprachen Lateinamerikas verfasste Literatur, überwiegend in den romanischen Sprachen Spanisch und Portugiesisch, auch Französisch. Die lateinamerikanische Literatur wurde als ein Schmelztiegel der Kulturen (crisol de culturas) bezeichnet.
Je nach Definition werden neben der hispanoamerikanischen bzw. iberoamerikanischen Literatur die Literaturen in den vielen Sprachen der indigenen Ethnien Süd- und Mittelamerikas dazu gezählt, außerdem die afrobrasilianische Literatur (Poesia negra usw.). Es gibt beispielsweise auch eine auf Spanisch verfasste lateinamerikanische Literatur in den Vereinigten Staaten.
In der Folge prägten sich regionale bzw. nationale Literaturtraditionen deutlicher aus, da zwischen den jungen Nationalstaaten immer weniger Austauschbeziehungen bestanden und sich stattdessen die einseitige Orientierung an Europa – in Abkehr von spanischen Vorbildern vor allem am französischen Symbolismus – verstärkte. Während dieser und der Modernismo in der Lyrik dominierten, wurde die Epik der 1920er und 1930er Jahre durch einen sozialrealistischen Stil geprägt, der sich durch verstärkte Orientierung auf das Alltagsleben der indigenen Bauern oder Betarbeiter und auf regionale Besonderheiten auszeichnete. Dazu gehören peruanische Andinismo und der brasilianische Indigenismo.
Die Literatur der 1940er bis 1980er Jahre war in vielen Ländern durch den Magischen Realismus geprägt. Zu diesem Boom trug die Entstehung eines globalen spanischsprachigen Buchmarktes im 20. Jahrhundert bei, der heute 550 Millionen potenzielle Leser umfasst. Jedoch wird der Magischen Realismus nach dem Abebben des auch von der US- und europäischen Nachfrage getriebenen Booms als Macondismo kritisch gesehen wird.