Madrasas in Pakistan
Der folgende Artikel über Madrasas in Pakistan beschreibt die geschichtliche Entwicklung und die gesellschaftliche Rolle der traditionellen islamischen Bildungseinrichtung der Madrasa in Pakistan.
Mit Ausnahme der Provinz Punjab gibt es in Pakistan keine allgemeine Schul- oder Bildungspflicht, oder eine kostenlose Elementarschule. Das chronisch unterfinanzierte öffentliche Bildungswesen des hoch verschuldeten Landes kann der anhaltend stark wachsenden Bevölkerung keinen flächendeckenden Zugang zu Bildung ermöglichen. Das privat, oft von ausländischen Hilfsorganisationen, finanzierte Madrasa-System bleibt für die Mehrzahl der Menschen in Pakistan heute immer noch der einzige Zugang zu Bildung und einem begrenzten sozialen Aufstieg. Vor allem saudi-arabische Hilfsorganisationen nutzen die von ihnen unterhaltenden Madrasas zur Verbreitung der wahhabitischen Lehre, während die schiitischen Madrasas dem Einfluss des Nachbarlandes, der Islamischen Republik Iran, unterliegen. Die fehlende staatliche Aufsicht über die Bildungsinstitutionen und Lehrpläne der Madrasas und die oft unzureichende Qualifikation ihres Lehrpersonals bleiben ebenso problematisch wie die ideologische Indoktrination und die späteren beruflichen Aussichten der Madrasa-Absolventen.
In den 1980er und 1990er Jahren eskalierte in Pakistan die innerislamische Auseinandersetzung zwischen sektiererischen Sunniten und Schiiten. Islamische Organisationen verkörperten dabei die religiös-politischen Fronten und verbreiteten ihre Ideen über die von ihnen unterhaltenen Schulen. Absolventen (Talib) nordpakistanischer Madrasas spielten eine Rolle bei der Errichtung des afghanischen Taliban-Regimes und in der Entwicklung des islamistischen Terrorismus. Unter dem Eindruck des islamistischen Terrors geriet das Bildungssystem der Madrasas in der westlichen Welt generell in Verruf.