Man’yōgana

Man’yōgana (jap. 万葉仮名) ist ein historisches Schriftsystem der japanischen Sprache, das chinesische Schriftzeichen (Kanji) nicht ihrer semantischen (bedeutungstragenden) Qualitäten wegen verwendet, sondern aus phonetischen (lautlichen) Gründen. Sie ist damit eine Silbenschrift und Vorläufer der heute in Japan verwendeten Hiragana- und Katakana-Schriften.

Man’yōgana
Schrifttyp Silbenschrift
Sprachen Japanische Sprache
Verwendet in Japan
Abstammung Chinesische Schrift
Man’yōgana
Abgeleitete Hiragana, Katakana
ISO 15924 Hani (Chinesische Schrift)

Man’yōgana wurden ursprünglich zur Schreibung von Orts- und Personennamen verwendet (vgl. kana von kari na ‚geliehene Namen‘), da in Japan zu jener Zeit auf Chinesisch geschrieben wurde (Kanbun) und man Eigennamen nicht ohne Weiteres ins Chinesische übersetzen konnte, zumal teilweise auch die dafür notwendige Bedeutung der Namen nicht mehr bekannt war. Später erkannte man, dass es mittels Man’yōgana möglich war, Texte unverfälscht Japanisch zu schreiben, d. h. man sie direkt mit japanischer Lautung und Wortreihenfolge wiedergeben konnte und eine Übersetzung nicht mehr notwendig war. Diese Verwendung blieb jedoch hauptsächlich auf Gedichte beschränkt, so z. B. bereits im durch das Kojiki (712) und Nihongi (720) überlieferten ältesten Gedicht Japans.

In der altjapanischen Gedichtanthologie Man’yōshū (‚Sammlung der zehntausend Blätter‘) aus der Mitte des 8. Jahrhunderts finden sich 480 derartig verwendete phonetische Zeichen in verschiedenen Formen, weswegen diese den Namen Man’yōgana erhielten.

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