Matilda-Effekt
Der Matilda-Effekt beschreibt die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Frauen in der Wissenschaft, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird. Der Effekt wurde 1993 von der Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter postuliert. Benannt ist er nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage, die am Ende des 19. Jahrhunderts dieses Phänomen als Erste allgemein beschrieben hat. Der Matilda-Effekt ist das Pendant zum Matthäus-Effekt, der die selbstverstärkte Anhäufung von Ansehen beschreibt und von Robert K. Merton postuliert wurde. Zugleich illustriert der Matilda-Effekt die zweite Hälfte des Zitats aus dem Matthäus-Evangelium: „… wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden“ (Matthäus 25,29 ; aus dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten).
Der Matilda-Effekt soll mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit auftreten und so auf eine patriarchal geprägte Wissenschaftsgeschichte hindeuten.