Missionarslinguistik
Als Missionarslinguistik wird im engeren Sinn die Erforschung und die phonologische, grammatische, lexikalische und pragmatische Beschreibung fremder Sprachen im Kontext und zum Ziel der christlichen Missionierung bezeichnet. Die Beschreibung dieser Sprachen wurde von Missionaren durchgeführt, die in der Regel linguistische Laien waren. Ziel der Missionarslinguistik war in erster Linie nicht die wissenschaftliche Erforschung der Sprachen, sondern die Verwertung der Sprachbeschreibungen im Rahmen der Missionierung. Missionare sollten die Sprachen fremder Völker lernen, um diese Völker in ihrer eigenen Sprache missionieren zu können. Ziel der Missionarslinguistik ist ferner das Abfassen von christlichen Schriften in diesen Sprachen, z. B. Katechismen, Bibelübersetzungen oder Liederbücher.
Im weiteren Sinn spricht man auch von Missionarslinguistik, wenn man die Auseinandersetzung mit den Arbeiten der Missionare im Rahmen der Sprachwissenschaftsgeschichte und Sprachgeschichte meint, einschließlich der Forschung über und der kritischen Aufarbeitung der Missionarslinguistik aus kolonialer Zeit. Die Forschung über Missionarslinguistik überschneidet sich teilweise mit anderen Forschungsdisziplinen, so z. B. der Koloniallinguistik, der Religions- und Kirchengeschichte sowie der Geistes- und Wissenschaftsgeschichte.