Modalität (Sprachwissenschaft)

Modalität bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine besondere Art von sprachlicher Bedeutung, die sich zum Beispiel mit Ausdrücken einstellt wie den Modalverben müssen, können, mit Adverbien wie möglicherweise, vielleicht, bestimmt und vielen anderen Arten von Ausdrücken (und die auch manchmal ohne äußere Kennzeichnung bleibt). Das Besondere an solchen modalen Aussagen ist, dass nicht Einzeltatsachen der wirklichen Welt festgestellt werden, sondern andersartige oder weitergehende Aussagen gemacht werden, die Vergleiche verschiedener „Szenarien“ oder „Möglichkeiten“ enthalten. Beispiele für modale Aussagen im Deutschen, und wie sie die Bedeutung eines einfachen Satzes abwandeln, sind:

Einzeltatsache: „Der Hund hat die Wurst gefressen.“
Modalisierte Aussage: „Der Hund könnte die Wurst gefressen haben.“

(Der Zusatz des Modalverbs könnte bewirkt hier, dass die Wahrheit der einfachen Behauptung offengelassen wird, sie wird als ein „Szenario“ präsentiert, das neben anderen denkbaren Szenarien steht.)

Einzeltatsache: „Ich ging ohne Abendessen ins Bett.“
Modalisierte Aussage: „Ich musste ohne Abendessen ins Bett gehen.“

(Der Zusatz des Modalverbs musste bewirkt hier eine weitergehende Aussage. Etwa: „Es gab keine Alternative.“)

Die Abgrenzung des Gebiets der Modalität wird in der Sprachwissenschaft allerdings nicht einheitlich gesehen; es lassen sich im Wesentlichen zwei Traditionen unterscheiden:

  • Zum einen wird Modalität als eine Kategorie aufgefasst, die Sachverhalte charakterisiert, nämlich dahingehend, dass sie nicht der Wirklichkeit angehören, sondern sich auf bestimmte nicht wirkliche Szenarien erstrecken. Die sprachliche Seite der Modalität besteht dann darin, was inhaltlich über Sachverhalte außerhalb der Wirklichkeit ausgesagt wird, und mit welchen sprachlichen Mitteln diese Inhalte ausgedrückt werden. Theorien der Modalität verwenden dann Modelle, die allgemein in der Darstellung des Satzinhalts verwendet werden (Satzsemantik), und schließen an philosophische Konzeptionen von Modalität an, die auch der Modallogik zugrunde liegen.
  • In Konkurrenz dazu steht eine Auffassung, dass Modalität wesentlich mit der Kennzeichnung von subjektiven Haltungen eines Sprechers zu einer Aussage zu tun hat. Modalität erscheint dann nicht als Bestandteil eines ausgesagten Inhalts, sondern als eine Art, wie ein Sprecher seine Aussage gegenüber der Welt der Tatsachen positioniert. Der Modalitätsbegriff reicht dann mehr in die linguistische Pragmatik hinüber.

Solche konkurrierenden Konzeptionen von Modalität haben auch Auswirkungen darauf, welche Phänomene überhaupt als „modal“ bezeichnet werden. Als Konsens ist aber erkennbar, dass die Bedeutungen von Modalverben wie können, müssen, dürfen typische Fälle von Modalität darstellen.

Modalität ist zu unterscheiden vom Modus als grammatischer Kategorie (also Indikativ, Konjunktiv, Imperativ etc.). Modalität ist keine grammatische, sondern eine inhaltlich definierte Kategorie. Modalisierte Aussagen können ebenso gut den grammatischen Modus Indikativ tragen wie den Konjunktiv (siehe hierzu auch im Artikel Indikativ). Die traditionelle Bezeichnung „Möglichkeitsform“ für den Konjunktiv ist aus dieser Sicht unangebracht, da der Konjunktiv nicht die Funktion hat, die Modalität der Möglichkeit zu bezeichnen.

In einigen deutschen Grammatikbegriffen kommt der Wortbestandteil modal- auch noch in einer anderen Bedeutung vor und bezeichnet dann ungefähr „Art und Weise“, siehe „Modalsatz“, „Modaladverb“. Diese Lesart von modal hat keinen inhaltlichen Zusammenhang zur hier behandelten Bedeutung (gemeinsam ist ihnen nur die Etymologie von lateinisch modus).

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