Morgenthau-Plan
Der Morgenthau-Plan war ein im August 1944 vom damaligen US-amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau entworfener Plan, das Deutsche Reich nach dem absehbaren Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg in einen Agrarstaat ohne militärisches Potential umzuwandeln. Das sollte langfristig verhindern, dass Deutschland je wieder einen Angriffskrieg führen könne.
Das Memorandum wurde im August 1944 im US-Finanzministerium erstellt und durch eine Indiskretion am 21. September 1944 in den USA veröffentlicht. US-Präsident Franklin D. Roosevelt verwarf den Entwurf nach einigen Wochen; er gelangte nie in ein konkretes Planungsstadium und war nie zur politischen Realisierung vorgesehen.
Die nationalsozialistische Propaganda griff die Veröffentlichung prompt auf, stellte Morgenthaus Vorschlag als einen „Plan des Weltjudentums zur Versklavung der Deutschen“ dar und verlieh damit ihren Durchhalteparolen Nachdruck. Im rechtsextremen Geschichtsrevisionismus wird der für die spätere Besatzungspolitik der Alliierten bedeutungslose Entwurf wegen der jüdischen Herkunft und Regierungszugehörigkeit des Initiators weiter für antisemitische Verschwörungstheorien benutzt, analog zur nationalsozialistischen Propaganda („Morgenthau-Legende“).
Morgenthau trat aufgrund politischer Differenzen mit dem neuen Präsidenten Harry S. Truman im April 1945 von seinem Amt zurück, blieb aber als Mitglied einer Gruppe aktiv, die sich zusammen mit anderen Prominenten wie Eleanor Roosevelt, der früheren First Lady, für einen „harsh peace“ mit Deutschland einsetzte. Im Oktober 1945 publizierte er ein Buch mit dem Titel Germany Is Our Problem („Deutschland ist unser Problem“, Verlag Harper and Brothers), worin er seinen Plan erklärte.