Multiregionaler Ursprung des modernen Menschen

Als Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen (auch: multiregionales Modell) bezeichnet man in der Paläoanthropologie die Annahme, dass die „für die heutigen großen Menschengruppen – etwa die Asiaten, die Ureinwohner Australiens oder die Europäer – charakteristischen Merkmale sich in einem langen Zeitraum herausgebildet haben und daß dies auch ungefähr dort geschah, wo diese Menschen leben“. Die Vertreter dieser Hypothese zur Stammesgeschichte des Menschen schließen also „dramatische Migrations- und Verdrängungsszenarien aus und nehmen demische Diffusion (das heißt: eine Durchmischung des Genpools der diversen Populationen aufgrund stetigen Genflusses) mit Selektion an.“

Die Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen bildet den Gegenpol zur Out-of-Africa-Theorie, der zufolge sich der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) in Afrika aus Vorläuferarten entwickelte, vor 50.000 bis 60.000 Jahren über den Nahen Osten nach Asien sowie Australien und später nach Europa gelangte und die dort bereits ansässigen Populationen der Gattung Homo verdrängte.

Die multiregionale Hypothese wurde auch zur Erklärung des Entstehens von menschlichen Rassen herangezogen und wird „von einer kleinen Gruppe leidenschaftlicher Befürworter“ – insbesondere aus China – vertreten. Detaillierte genetische Analysen asiatischer Volksgruppen belegen jedoch auch für diese Region eine Zuwanderung von Homo sapiens aus Regionen westlich von Indien.

Die „Mehrzahl der Populationsgenetiker“ unterstützt hingegen heute, wie schon Mitte der 1990er Jahre, die Out-of-Africa-Theorie als „biologisch am einleuchtendsten.“

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