Mutables Bindegewebe

Der Begriff Mutables Bindegewebe oder englisch mutable connective tissue, kurz MCT, bezeichnet eine besondere Form des kollagenösen Bindegewebes, die bislang nur bei einer einzigen Deuterostomiergruppe, den Echinodermata (Stachelhäuter), nachgewiesen ist.

Das mutable Bindegewebe ist ein diskontinuierliches Kollagenfasergeflecht, in dem die einzelnen Fasern über ein elastisches Netzwerk von Mikrofibrillen zu Bündeln organisiert sind. Diese Bündel sind untereinander über ein Glycoprotein (das Stiparin) verbunden.

Das mutable Bindegewebe weist besondere mechanische Eigenschaften auf. Es kann sehr schnell seine passiven mechanischen Eigenschaften (Zugfestigkeit, Steifigkeit, Viskosität) verändern. Ein steifes und hartes Gewebe kann z. B. innerhalb kürzester Zeit weich und fast flüssig werden und umgekehrt. Das Besondere hierbei ist, dass dieser Vorgang weitestgehend ohne ATP-ADP-Wandel, d. h. also energetisch äußerst sparsam abläuft.

Diese Eigenschaften gestatten den Echinodermen (Seelilien, Seesterne, Schlangensterne, Seeigel, Seegurken) ganz besondere Leistungen. So kann ein Antedon mediterranea beispielsweise über sehr lange Zeit als festes Gebilde in einer Wasserströmung sitzen und Nahrungspartikel filtrieren, weil die Gewebe durch die Änderung der internen Faserverknüpfung versteift worden sind. Eine solche starre, der Wasserströmung entgegenwirkende Körperhaltung ließe sich durch Muskelarbeit allein nur unter enormem Energieaufwand leisten.

Auch Seegurken (z. B. der Gattung Holothuria) demonstrieren die Eigenschaften des mutablen Bindegewebes eindrucksvoll: Nimmt man eine Holothurie in die Hand, wird ihre Körperwand zunächst fest, um kurz darauf ganz weich, fast flüssig zu werden, und regelrecht durch die Finger zu fließen.

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