Nach dem Bankett
Nach dem Bankett (japanisch 宴のあと, Utage no Ato) ist ein am 15. November 1960 veröffentlichter Polit-Roman des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima.
Obwohl Mishimas Bücher bereits zum Anfang seiner Karriere tabuisierte Themen karikierten, wurden sie bis dahin nicht wirklich als politisch wahrgenommen. Sein neu gefundenes Interesse an zeitgenössischer Politik bildete aber schließlich den Rahmen für Nach dem Bankett, der die Affäre und spätere Ehe zwischen einem Reformpolitiker und der Eigentümerin eines Restaurants in Ginza zum Gegenstand hat. Trotz allem behandelt der Roman auch altbekannte Themen wie Tod, Altern und Einsamkeit, wenngleich nicht im selben grotesken Ausmaß wie in anderen Werken des Autors.
Inhaltlich folgt die Geschichte der selbstbewussten Frau Kazu, die sich in den pensionierten Politiker Noguchi verliebt. Als dieser für den Posten des Gouverneurs kandidieren soll, nutzt Kazu ihren Hintergrund als Restauranteigentümerin und hilft ihm exzessiv finanziell sowie strategisch beim Planen seiner Kampagne. Als Noguchi aufgrund einer Schmutzkampagne der gegnerischen Partei die Wahl haushoch verliert, erfreut er sich an dem Gedanken, zusammen mit seiner Ehefrau ein ruhigeres Leben anfangen zu können. Diese hat durch den Trubel aber gerade erst Blut geleckt und entscheidet für sich, auch künftig entgegen den Wertevorstellungen ihres Ehemannes „ein aufregendes Leben“ zu führen. Entsetzt von der Rebellion seiner Gattin, reicht Noguchi die Scheidung ein und Kazu eröffnet erfreut ihr altes Restaurant wieder.
Nach dem Bankett ist Mishimas achter Roman und damit Nachfolger seiner experimentellen Introspektion Kyōkos Haus (1959) Nachdem Mishima mit Kyōkos Haus seinen ersten kritischen Misserfolg erlebte und infolgedessen mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, konnte er mit Nach dem Bankett an seinen alten Erfolg nahtlos anschließen und kritisch wie kommerziell gleichermaßen international großen Erfolg verbuchen. The New Yorker bezeichnete das Werk gar als „größtes und tiefgründigstes Schaffen Mishimas in einem ohnehin schon ausgezeichneten Katalog.“ Iain Moloney von The Japan Times bemerkte: „Es ist seltsam, dass gerade ein so harmloses Buch wie Nach dem Bankett solch einen Eindruck hinterlassen kann.“
Neben den Lobpreisungen wurde Nach dem Bankett Thema öffentlichen Interesses, als der japanische Politiker Arita Hachirō Mishima darauf verklagte, intime Informationen aus seinem Privatleben in den Roman eingearbeitet und damit sein Recht auf Privatsphäre verletzt zu haben. Der Rechtsstreit sorgte lokal für hohes Aufsehen und regte eine größere Debatte über die Reichweite der Meinungs- und Kunstfreiheit – ein Thema, das bis dato zwar im Ausland, aber noch nie vor japanischen Gerichten verhandelt wurde. Nach drei Jahren urteilte das Bezirksgericht Tokio zugunsten des Klägers auf eine Entschädigungszahlung in Höhe von 800.000 Yen. In der japanischen Rechtswissenschaft wird das Urteil hitzig diskutiert und ist durch seine Präjudizienwirkung bis heute integraler Bestandteil der juristischen Ausbildung in Japan (sog. „Nach dem Bankett - Urteil“, „Utage no Ato Saiban“).
Die deutsche Übersetzung von Sachiko Yatsushiro erschien 1967 bei Rowohlt, später im Suhrkamp Verlag.