Nachrichtenstelle für den Orient

Die Nachrichtenstelle für den Orient (NfO) war eine während des Ersten Weltkrieges im Nahen Osten tätige Einrichtung des deutschen Generalstabs und des Auswärtigen Amtes. Sie war für pro-deutsche Propagandaaktivitäten in den Ländern des Orients und Britisch-Indiens zuständig und erfüllte zugleich nachrichtendienstliche Aufgaben.

Mit geringem Erfolg bemühte sich die Nachrichtenstelle darum, Soldaten islamischen Glaubens aus den französischen, britischen und russischen Heeren zum Überlaufen zu bewegen. Kriegsgefangene islamischen Glaubens wurden auf Veranlassung der Nachrichtenstelle im sogenannten „Halbmondlager“ bei Berlin konzentriert. Hier wurden islamische Praktiken wie Essgebote oder der Ramadan ausdrücklich berücksichtigt und für die Gefangenen die erste Moschee auf deutschem Boden errichtet. „Gastredner“ aus der Türkei versuchten, die Gefangenen zu agitieren und zum Seitenwechsel zu überreden. In Kriegsgefangenenlagern wurde eine Propagandazeitung mit dem Titel „El Dschihad“ verteilt.

Die Nachrichtenstelle unterstützte nationalistische und unabhängigkeitsorientierte Strömungen in den Ländern des arabischen, indischen und osmanischen Raumes, Persiens, sowie Chinas um damit die deutsche Position im Nahen Osten, mittleren Osten und in Transkaukasien zu stärken und die Entente-Mächte, Frankreich, Großbritannien und Russland zu schwächen. Die Politisierung des Begriffs „Dschihad“ in der islamischen Welt ist u. a. auf die Propagandaaktivitäten der Nachrichtenstelle zurückzuführen. Im Umfeld der NfO kam laut Wolfgang G. Schwanitz oft der Begriff „Islamismus“ auf. Dies im heutigen politischen Sinne, einst durch Kaiser Wilhelm II. als Kurzform für „Pan-Islamismus“ benutzt, wie ihn Max von Oppenheim vor der Palästinareise Kaiser Wilhelms II. 1898 dem Monarchen als mögliche verbündete Jihad-Bewegung beschrieben hat.

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